Leipzig

Seit September 1958 bis heute wohne ich in Leipzig, der längste Abschnitt in meinem Leben. Freilich war die Seßhaftigkeit unterbrochen durch die Verlegung der Firma nach Magdeburg oder durch Auslandseinsätze.
Am 1. September 1958 trat ich als frischgebackener Bauingenieur meine Stelle beim VEB Spezialbau Leipzig an. Die Vermittlung hatte die Ingenieurschule übernommen. Der technische Bereich meiner Firma (in der DDR sagte man lieber "mein Betrieb") befand sich im Leipziger Westen, Stadtteil Lindenau, in der Schomburgkstraße. Nach wenigen Wochen vorläufiger Unterkunft (Messezimmer) in der Lützner Straße 2a, bei Mossner, erhielt ich dann ein möbiliertes Zimmer in der Wielandstraße 13, bei Schindler. Frau Schindler war Kriegswitwe, wie so viel Frauen damals. Sie hatte Sohn und Tochter und verdiente sich ihr Geld als Zeitschriftenverkäuferin am Kiosk auf dem Lindenauer Markt (der durch die Kommunisten, wie konnte es anders sein, in Wilhelm-Liebknecht-Platz umbenannt worden war). Für das möblierte Zimmer bekam sie 30 Mark Miete monatlich. Das Zimmer hatte Ofenheizung, wie damals üblich. Der Preis für das Heizmaterial (Holz und Brikett) war im Mietpreis enthalten, der Ofen wurde auch schon mal von Frau Schindler angeheizt, aber normalerweise war das meine Aufgabe. Die Wielandstraße war sehr günstig für mich, da ich zur Arbeitsstelle laufen konnte.

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Karl-Marx-Platz, noch mit Paulinerkirche, Messe 1959
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Hauptbahnhof 1959, Querbahnsteig noch ohne Dach Tröndlinring 1960

Eigentlich war mein Einsatz beim Spezial-Betonbau vorgesehen gewesen. Planänderungen erforderten aber dringend Verstärkung der Feuerungsbaubereiche. So wurden wir drei Zittauer Absolventen, mit mir kamen noch Günter Kalich und Klaus Knobloch, in ein uns doch recht unbekanntes Gewerk eingegliedert. Es war alles streng spezialisiert und Günter Kalich und ich landeten im keramischen Ofenbau, Produktionsleiter Heinz Schwarz, Oberbauleiter Siegfried Hempel. Als eine der ersten Arbeiten stellten wir einen Plan auf, der vorsah, daß wir alle wesentlichen Abteilungen im ersten Jahr durchlaufen sollten. In diesem ersten Jahr hieß unsere Stellung "Jungingenieur" und wir wurden eingearbeitet, ohne selbst schon Verantwortung übernehmen zu müssen. Diesen Luxus leistete sich die DDR-Bauindustrie später auch nicht mehr und die Absolventen wurden ziemlich schnell als Bauleiter, Konstrukteur u. a. eingesetzt. Mein Anfangsgehalt nannte sich J 1 und betrug 495 Mark brutto, das waren etwa 395 Mark netto. Auf Baustellen gab es 3,50 Mark für Unverheiratete und 7 Mark für Verheiratete Auslösung pro Tag und das Quartier war kostenlos. Das Kantinenessen war immer vom jeweiligen Betrieb gestützt und kostet dadurch zwischen 0,80 und 1,00 Mark. Es war vorgeschrieben, daß jedem "Werktätigen" ein warmes Mittagessen angeboten werden mußte.
Es gab noch keine Wehrpflicht und man legte Wert darauf, daß die Intelligenz sich schriftlich bereiterklärte, wenn es der Staat verlangt, den Sozialismus mit der Waffe in der Hand  zu verteidigen. Trotz drängender Überzeugungsarbeit durch den Arbeitsdirektor Kummer, lehnten wir drei Zittauer Absolventen eine Unterschrift ab. Die uns deshalb angedeuteten Nachteile blieben aber aus. Jedenfalls haben wir nichts bemerkt. Die Wehrpflicht kam dann unmittelbar nach dem Bau der Mauer, im September 1961.
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Ein Foto aus der Zeit, in der ich beim Spezialbau Leipzig anfing. Von links Produktionsleiter, Heinz Schwarz, Bauleiter, Wolfgang Thieme, und Oberbauleiter, Siegfried Hempel (die drei "Schwarzen" genannt). Interessant, daß es Heinz Schwarz und Siegfried Hempel noch bis zum Generaldirektor  des Spezialbaukombinates Magdeburg bringen sollten, ersterer von 1967-77 und S. Hempel von 1982-89.. Wolfgang Thieme verließ den Betrieb beim Wechsel nach Magdeburg, 1961. Das ist der Rest der Spezialbau-Baracken in der Schomburgkstraße, Leipzig-Lindenau, wie   sie 1996 noch erhalten waren, 1958 meine erste Arbeitsstelle. Christine und ich lernten uns dort kennen, sie war im Betonbau tätig.

Als schon immer sprachinteressiertem Menschen fiel mir natürlich der Dialektunterschied zwischen dem Dresdner und dem Leipziger Sächsisch auf. Den Dresdner Dialekt konnte ich auf der Ingenieurschule hinreichend studieren. Wir hatten viele Dresdner dort, Leipziger jedoch nicht. Die Leipziger sind (bald muß man "waren" schreiben) mit Ihrem Dialekt etwas gröber. Auch gab es ganz neue Begriffe: Berliner Ofen, facken, Wänster, Micheldutt, figelant, malern, manchemal, äscha ....Die in der deutschen Sprache besonders ausgeprägtem Dialekte sind leider dabei, auszusterben, da man in den Medien konsequent hochdeutsch spricht und die sprechen-lernenden Kinder wollen ja auch gern sprechen, wie im Fernsehen. Die märchenerzählende Oma ist dafür nicht mehr erforderlich.

Nach einer gut halbjährigen Tätigkeit im Büro komme ich im Frühjahr 1959 auf die Baustelle Steinzeugwerk Belgern bei Torgau, wohne auf dem Markt, der damals Stalinplatz hieß, bei Lieschen Beestehorn. Das Zimmer lag neben einer öffentlichen Wäschemangel. Besorgt hat mir das Quartier mein Kollege Walter Haase, der in Belgern zu Hause ist und aus Ostpreußen stammte. Walter hatte auf der Baustelle Belgern einen Schonplatz als Magaziner, er war bei einem schweren Unfall, 2 Jahre vorher auf der Baustelle Thonberg an der Wirbelsäule verletzt worden. Das Städtchen Belgern liegt hoch über der Elbe, ist älter als Leipzig, und besteht schon über 1000 Jahre. Es wurde vermutlich von Heinrich.I gegründet. 1959 stellt sich mir Belgern sehr beschaulich dar, wichtige Nachrichten läßt das Rathaus durch einen Boten mit Glocke in der Stadt ausrufen. Der Einzelhändler, Host Trampeli, ist der Waldbrandwächter. Bei Waldbrandgefahr, besteigt er den Rathausturm und sucht die großen Waldflächen von Dübener und Dahlener Heide, die Belgern umgeben, mit dem Fernglas ab. Ich durfte dabei mittun.
Das neue Steinzeugwerk  wird "auf der grünen Wiese" errichtet. Nach Fertigstellung der 4 je 100m langen Tunnelöfen werden Steinzeugrohre für die Entwässerung hergestellt. Zur Einweihung kam Volkskammerpräsident, Johannes Dieckmann, nach Belgern.

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Belgern, Marktplatz (Stalinplatz) mit Rathaus, 1959 Tunnelofenbaustelle in dieser Zeit
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Rolandstadt Belgern, 1959 Walter Haase mit seiner Frau Brigitte (spätere Aufnahme von 1999).
Mit ihm bin ich bis heute freundschaftlich verbunden.

Im September 1959 flog ich mit meinem Freund Hartmut und einer Reisegruppe ans Schwarze Meer, nach Warna/Bulgarien. Was heute eine nicht weiter zu erwähnende Urlaubsreise wäre, war damals eine Sensation. Es war das erste Mal, daß wir deutsche Grenzen überschreiten durften. Die Reise wurde über den Betrieb vergeben. Für 1000 Mark pro Person flogen wir mit einer IL 14 der DDR-Lufthansa (Vorläufer der Interflug) in 6 Stunden nach Bulgarien. Die Bulgaren gaben sich große Mühe, daß es uns dort gefiel. Beeindruckt waren wir auch von den modernen Hotelbauten. Die Armut der Bulgaren blieb uns natürlich auch nicht verborgen.

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An der Mole von Baltschik, am Schwarzen Meer

Sich auf den Bürgersteig setzen war 1959 in Deutschland noch nicht üblich
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Hier konnten wir erkennen, daß die Bulgaren dem gleichen großen Bruder gehorchen mußten

Nach Baustelle Belgern werde ich zu einer Hochofenreparatur in das Eisenhüttenkombinat J. W. Stalin, Stalinstadt, später in Eisenhüttenkombinat Ost in Eisenhüttenstadt, umbenannt, umgesetzt. Wir sollten, als Ingenieure im Schornstein- und Feuerungsbau, möglichst zahreiche Gewerke kennenlernen.

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Falls es jemand nicht glaubt,  es gab in Deutschland eine Stadt mit diesem Namen   Einer der 6 Hochöfen, Erz aus Kriwoj Rog, Koks aus Oberschlesien (Polen), Kalk aus der DDR

Es war für mich eine sehr interessante Arbeit, unter Bauleiter Alfons Hörle (er war beim Wiederaufbau des Stahlwerkes Brandenburg - nach Demontage durch die Sowjets - als "Held der Arbeit" ausgezeichnet worden), Polier Kurt Vorwerk und Oberbauleiter Günter Neumärker.  So eine Reparaturbaustelle im Metallurgiebereich hatte andere Dimensionen als im keramischen Ofenbau. Es wurde im Dreischichtbetrieb gearbeitet und in jeder Schicht waren an die 30-40 Arbeiter eingesetzt. Dabei mußte durch die Bauleitung des Eisenhüttenwerkes viele Betriebe "unter einen Hut" gebracht und kurze Termine eingehalten werden.

 

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Rückblick 1950: Die Demontagekolonnen waren aus dem Stahlwerk Brandenburg noch nicht
alle abgezogen, da begann, unter schwierigen Bedingungen der Wiederaufbau.
Alfons Hörle (rechts) als Bauleiter für die Siemens-Martin-Öfen 1 und 2
"Held der Arbeit" klingt zwar etwas pathetisch, das war aber der Besatzungsmacht geschuldet. Es war eine hohe staatliche Auszeichnung, die so oft nicht vergeben wurde und mit einer Prämie von max 10.000 Mark verbunden war. Im Unterschied zu "Aktivist der Sozialistischen Arbeit", das war eine betriebliche Auszeichnung, die ich selbst dreimal erhielt.
Wir sollten aber festhalten, daß in der DDR viele einfache Arbeiter und Angestellte auch hohe Auszeichnungen erhielten. Heute sind es meist nur Künstler, Schriftsteller, Politiker und Journalisten die Preise mit ansehnlichen Dotierungen erhalten, zumindest für sein Lebenswerk ist aus dieser Gattung schon jeder mal dran.
(Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Holger Hörle)

Klar war auch, daß ich im Bereich "Metallurgie" nicht bleiben wollte. Der Keramische Ofenbau lag mir mehr. In diesem Bereich wurden die Öfen für die Ziegel- und Steinzeugindustrie (Grobkeramik) und die Fliesen- und Porzellanindustrie (Feinkeramik) gebaut und repariert. Hier trat mein Betrieb als Komplettlieferant auf, Ausrüstungen und Bau wurden von uns geliefert, später auch Meß- und Regeltechnik und die gesamte Projektierung (heute mit "Engineering" bezeichnet).
Da im Bereich der Keramik ein Bauleiter (Alfred Spiller, ein Landsmann aus Waldenburg) aus Alters- und Gesundheitsgründen aufhören mußte, bekam ich ab Ende 1959 gleich vier Baustellen als Bauleiter übertragen: Neubau der Porzellanwerke Kahla (6 Tunnelöfen) und Triptis (5 Tunnelöfen) in Thüringen, 2 Tunnelöfen im Elektroporzellanwerk Hermsdorf/Thüringen und Neubau von 4 Kammeröfen im Steinzeugwerk Coswig/Anhalt. Dazu bekam ich ein Betriebsmotorrad, Typ "Touren-AWO", 250 ccm, Viertakter. Mein Vorgesetzter war Oberbauleiter Siegfried Hempel.
Ehrgeizig war ich, aber das reichte nicht aus, mit den vielen Problemen so einfach fertig zu werden. So war auf den Baustellen der neuen Werke Kahla und Triptis  überhaupt noch keine Baufreiheit, als wir anfingen. Der Fußboden fehlte, nur Lehm und die Dächer waren auch noch nicht fertig. Aber keiner traute sich, die Material- und Ausrüstungslieferungen zu stoppen. So mußten mehrere tausend Tonnen Stahl, Steine und Schüttgüter unter unmöglichen Bedingungen eingelagert und später unzählige Male umgesetzt werden. Das verursachte nicht nur Schäden an dem Material, sondern auch  viele Stunden Arbeitszeitverluste. Darin zeigte sich zugleich das Hauptproblem der DDR-Wirtschaft, der Sieg der Politik über die Ökonomie. Die Partei wollte erfüllte Termine gemeldet haben, zu welchem Preis, war Nebensache. Wir haben diesen Unfug, der nicht hätte sein müssen, mit unserem Lebensstandard bezahlt. Später, z. Zt. der großen Kombinate und als Günter Mittag das Sagen hatte, wurde alles noch viel schlimmer. Es wurde gelogen, daß sich die Balken bogen.

 

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Der Produktionsleiter, Heinz Schwarz (neben ihm Polier
Albert Vogel), erläutert den Kollegen die Planaufgaben -
man beachte die Gesichtsausdrücke.

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Der junge Bauleiter versucht, erfahrenen Polieren und
Maurern etwas Autorität zu demonstrieren
Der Werkleiter (links Kollege Gottlebe im Porzellanwerk Colditz)
stößt mit den Bauarbeitern anläßlich des "Schlußsteines" an


Technisch waren die 6 Tunnelöfen in Kahla und 5 Tunnelöfen in Triptis sehr anspruchsvoll. Die Firmen, die solche Öfen früher gebaut hatten, waren inzwischen alle im Westen. So haben Kollektive (die heute Teams heißen) von ein paar erfahrenen Praktikern mit jungen Ingenieuren auch Öfen entwickelt und gebaut, die zwar Kinderkrankheiten hatten, aber nach deren Heilung nicht schlecht funktionierten. Der Verkauf von Tunnelöfen später nach China, Ungarn, Bulgarien, Belgien, Irak, Iran bestätigt das.
Für technisch Interessierte, im Tunnelofen fährt das Brenngut durch Vorwärm-, Brenn- und Kühlzone auf feuerfest aufgemauerten Wagen. Im Hoffmannschen Ringofen, einem der Vorläufer des Tunnelofens, wandert das Feuer den Brennkanal entlang und muß immer das gesamte Ofenmauerwerk wieder auf´s Neue mit aufwärmen. Das Prinzip des Tunnelofens wird in der Keramischen Industrie auch heute noch angewandt. In der Grobkeramik sind die Tunnelöfen um vieles größer geworden, in der Feinkeramik jedoch kleiner und haben andere Transporttechnologien (z. B. Rollen).
Übrigens wurde ich auf der Baustelle Triptis "verdonnert", die beiden gemauerten Schornsteine, für die Tunnelöfen 70m hoch und für das Kesselhaus 80m hoch, als Bauleiter mit zu übernehmen. Das Interesse an den Industrieschornsteinen hat darauf mein ganzes weiteres berufliches Leben nicht nachgelassen.

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Wolfgang Leistritz, 1960 im Spezialbau Leipzig, der Rechenschieber
war noch ein verbreitetes Arbeitsmittel

Christine Voigt, 1960 im Spezialbau Leipzig
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Wir lernen uns kennen und fahren gemeinsam mit der FDJ-Gruppe des Betriebes nach Kahla,
besichtigen meine Baustelle und besteigen die Leuchtenburg

Wir hatten Theater-Anrecht für Oper, Schauspiel und Operette. Die Oper spielte bis zum 7. Oktober in der Dreilindenstraße, wo heute die Operette zu Hause ist. Die Operette spielte im "Haus der Volkskunst" auf dem Lindenauer Markt. Nach der Eröffnung der neuerbauten Oper (Baukosten 46 Millionen Mark) wurde dann die Operette in die "Dreilinden-Oper" verlegt. Gern erinnern wir uns an viele gelungene Opernvorstellungen aber auch im Schauspielhaus haben wir lustige und auch ernste gute Aufführungen erlebt ("Komödie der Irrungen" von Shakespeare und "Der Tag zieht den Jahrhundertweg" von Aitmatow). Die Regisseure des "Regietheaters" gab es, jedenfalls in der DDR, noch nicht auf Opernbühnen. Eine Aufführung galt damals als gelungen, wenn sie den Ideen der Schöpfer der Werke nahe kam und natürlich durch gute Darsteller dargeboten wurde. Auch war es selbstverständlich, daß Opern wie Rigoletto, Don Giovanni, Carmen in deutscher Übersetzung gesungen wurden. Zwar können heute auch nicht mehr Menschen Italienisch, aber man meint in Originalsprache spielen zu müssen. Hoffentlich zieht hier das Schauspiel nicht nach und Shakespeare wird nur noch in Englisch aufgeführt.


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Leipziger Frühjahrsmesse 1960, bei so einem
"Ami-Schlitten" blieb man schon mal stehen
 
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1960 stand noch sehr viel historisch wertvolle
Bausubstanz in Leipzig, hier die alte Universität
und dahinter die Paulinerkirche.
Danzig, Sommer 1960,  wir leisten uns die erste gemeinsame  Urlaubsreise, 14 Tage an der Ostseeküste bei Danzig. Leipziger Herbstmesse 1960, die beiden Messen
waren nicht nur für Leipzig Höhepunkte sondern
jeweils für die ganze DDR.

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Die im Krieg zerstörte Oper wurde an gleicher Stelle
neu gebaut. Die feierliche Eröffnung war am
7. Oktober 1960. Die Losung am Baugerüst lautet:
"DDR - Retter des Deutschen Volkes vor neuem Krieg"
Später gab es das "Volk der DDR" und 60 Jahre nach Kriegsende  gibt es in Deutschland nur noch die "Bevölkerung"
Als Opernfreunde konnten wir schon kurz nach der Einweihung eine Händeloper (Radamisto) erleben. Es war die Zeit, da man Opernaufführungen in Deutschland generell  noch in Deutsch sang (Don Giovanni, Carmen).
8 Mark Eintritt war auch damals nicht gerade billig!

 

Gegen Ende des Jahres 1960 gab es erst Gerüchte, dann wurde es amtlich: Der Feuerungsbau des Spezialbau Leipzig wird ab Januar 1961 nach Magdeburg verlegt und mit dem dortigen Spezialbau Magdeburg zusammengeführt. Da spielt auch wieder eine Rolle, daß der Magdeburger Betrieb einen heißen Draht zum Bauminister nach Berlin hatte. Der Minister war Magdeburger! Im Grunde war das der Anfang von der unseligen, ausufernden Kombinatsbildung in der DDR.

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Mit meinem Chef, Oberbauleiter Siegfried Hempel Tunnelofen-Baustelle Kahla/Thüringen,
mauern der Kühlzone mit SiC-Platten, Sommer 1960.
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Wir feiern Abschied vom Spezialbau Leipzig, zweiter von links
Produktionsleiter Heinz Schwarz, Dezember 1960.

Im Folgenden einige Kollegen vom Spezialbau Leipzig, mit denen ich engere Kontakte hatte bzw., die mich besonders beeindruckten oder mir sympatisch waren und die ich bisher noch nicht erwähnt oder abgebildet habe.

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Günter Neumärker, war Oberbauleiter Metallurgischer Ofenbau und hatte dann auch in Magdeburg diese Funktion inne. Nach der Wende habe ich mit ihm  bei der Firma Konrad zusammengearbeitet.
Leidenschaftlicher und guter Schachspieler, in jungen Jahren Radrennfahrer
Heinz Haubenreißer, Produktionsleiter Kessel- und Schornsteinbau. Fachlich sehr engagiert  bei der Entwicklung von Mineralwolle (Kamelit) und Feuerbeton für den Feuerungsbau. Seine Broschüre "Der industrielle Feuerungsbau" war jahrelang das einzige Fachbuch für den Berufsnachwuchs.
Er ging nicht mit nach Magdeburg.
Ralf Diekmann, mein späterer Oberbauleiter in Magdeburg, arbeitet als Magdeburger in Leipzig. Er ging mit nach Magdeburg - meine Wertschätzung für ihn habe ich im Abschnitt "Magdeburg" dargelegt.
guenter.fischer guenter.kalich  
Günter Fischer, ein Bauleiterkollege, der mit nach Magdeburg ging. Sehr großes Allgemeinwissen und sehr bescheidenens Auftreten; er hat mir bei unserem Hausbau tatkräftig und uneigennützig geholfen. Leider ist er schon 2007 an Leukämie gestorben. Günter Kalich, war 1958 von der Bauschule Zittau mit mir zum Spezialbau Leipzig vermittelt worden. Ein gewissenhafter, begabter Student und ebensolcher Ingenieur, den ich immer bewundert habe. Er ging nicht mit nach Magdeburg.  
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Ein Bauleiterkollege aus dem Glasofenbau, der mit nach Magdeburg ging und eine Zeit lang, zusammen mit Hanno Sengewald und mir, bei Familie Schulz wohnte. Mit Paul gab es  oft nächtelange politische Diskussionen.

Alfred Walter, genannt "Sicherheitswalter", da es noch einen Gerhard Walter, genannt "Glaswalter" gab. Er war Sicherheitsinpektor und kontrollierte die Baustellen auf Einhaltung der Arbeitsschutzvorschriften, ging mit nach Magdeburg. Heinz Storch, war für die Beschaffung der Ausrüstungen unserer Ofenanlagen zuständig, ging mit nach Magdeburg. Seine Verbindungen zu den vielen Privatbetrieben trug mit zu der relativen Leistungsfähigkeit des Spezialbau Leipzig bei.
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Oskar Bunzel, Polier, Jahrgang 1900,
ihm war ich besonders verbunden, da wir auf zahlreichen Baustellen zusammen gearbeitet haben, aber auch, weil er mein schlesischer Landsmann, aus Bunzlau war. Er ging mit nach Magdeburg.
Günter Faßhauer, Feuerungsmaurer, Brigadier, Meister, Bauleiter.
Ein handwerklich begabter Fachmann, mit dem ich lange Jahre, seit 1959, zusammengearbeitet habe. Er hat mir beim unserem Hausbau tatkräftig mit geholfen.
 

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