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Eine sehr prächtige Panorama-Aufnahme von einem Fluß-Kreuzfahtschiff aus,
Sankt Annenkirche, Fischerbastei, Matthiaskirche und das Hilton-Hotel,
sind, neben anderen Bauten, zu entdecken. (Foto: H.Wand) |
Die Burg, auch Burgschloss genannt, ebenfalls von der Donau aus gesehen. (Foto: H.Wand) |
Im
August 1967 sahen wir so ein Ortseingangsschild, mit dem für uns
damals unaussprechlichen Ortsnamen, zum ersten Male. Später
hatten wir genau wegen eines solchen Schildes Schwierigkeiten mit den
Behörden. Ich wollte mit meiner Schmalfilmkamera, für einen
Film über unseren Aufenthalt das Ortseingangsschild filmen - und
das aus Richtung Szeged, wo genau hinter dem Schild eine Kaserne lag.
Kurz und gut, ich wurde angezeigt, aber der humane Ortpolizist war mit
dem Abschneiden eines Stückchens Film einverstanden und die Sache
war ausgestanden. Übrigens für den Anzeigenden haben die
Ungarn einen, dem Deutschen entlehnten Ausdruck: "spicli". |
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Das
Foto rechts,
unser Nachbarhaus. Unten wohnte Familie Nemes-Nagy und oben Familie
Mónus. Frau Mónus war die allgewaltige
Direktionssekretärin im Porzellanwerk und Helene Nemes-Nagy, eine
Ungardeutsche, wurde unsere gute Freundin. Der Familie Nemes-Nagy
gehörte früher das Hotel "Béke" (Frieden), was damals
noch
(und heute wieder) "Fekete Sas" (Schwarzer Adler) hieß und
heißt. Es ist das erste Haus am Platz, am Kossuth-tér
(Kossuth-Platz). Christine war fast täglich bei Helene, die sich freute, mal wieder ihre Muttersprache sprechen zu können. Ihr Sohn Antal war zwar etwas älter als unser Holm, aber die beiden spielten oft und gern miteinander, im Sand oder im Bad. |
Das Bild
oben zeigt unser damaliges erstes Quartier, Szeremlei utca 12,
die beiden Fenster neben demTor gehörten zu unserer, vom
Porzellanwerk angemieteten Wohnung. Unsere Wirtin war eine Arztwitwe
mit 3 Söhnen, die in der Verwaltung einer landwirtschaftlichen
Genossenschaft arbeitete. Sie hatte höhere Schulbildung und sprach
recht gut Deutsch, übrigens auch zwei ihrer Söhne. Damals war
Deutsch im östlichen und südöstlichen Europa noch die
Haupfremdsprache. Sie war noch nicht durch Englisch verdrängt, das
in Ungarn nur wenige beherrschten. Wir haben uns bei Dr. Kmoskóné (Júliska-néni) sehr wohl gefühlt. |
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Bild links, das war unser Gegenüber. Hinter der linken Tür
hatten ein Klempner und hinter der mittleren Tür ein
Fahrradmechaniker ihre Werkstätten. Ganz links, an der Ecke des
Gebäudes gab es einen Barbier. Wenn ich von der Baustelle nach Hause kam und Christine mit Holm waren mal nicht da, fragte ich in einer der Werkstätten nach, dort wußte man, in welche Richtung, wann sie gegangen war und es gab auch Vermutungen, wohin sie gegangen sein könnte. Die Nachbarn in unserer Straße waren alle hilfsbereit, immer freundlich und wir haben sehr bedauert, als unsere Wirtin ihr Haus verkaufte und in eine Eigentumswohnung zog und wir umziehen mußten. |
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Bild
rechts, die Synagoge von Hódmezövásárhely,
ganz in unserer Nachbarschaft, schmuck renoviert, vor vierzig Jahren
war sie baufällig. Die Anfänge des Bauwerks gehen bis ins Jahr 1852 (Baubeginn) und 1857 (Fertigstellung) zurück. Es entstand eine Synagoge im romatischen Stil. Wegen Baufälligkeit der Decke, wurde die Synagoge von 1906-08 im Jugendstil (auch Art Nouveau oder Secessionsstil) umgebaut. Damit entstand in der Kleinstadt eine der bedeutensten Synagogenbauten Ungarns. Der Verfall nach dem 2. Weltkrieg wurde 1986 mit Übernahme und Nutzung durch die Kommune gestoppt und die Renovierung nach der Wende, 1989, vollendet. |
Bild
oben, das ist das "Béke", was heute wieder "Fekete Sas"
heißt, wie 1905. Die Fassade ist sehr schön renoviert, aber leider ist
der geschäftige Glanz im Inneren gestorben. In dem großen
Haus wird nur noch eine kleine Caféteria betrieben. Der
schöne Speisesaal, vor 40 Jahren gut gefüllt, wird
gastronomisch nicht genutzt. Auch spielt keine Zigeunnerkapelle mehr
heitere oder schwermütige ungarische Weisen. Diese musikalischen
Alleskönner spielten auf Wunsch auch mal einen deutschen Schlager. Vielleicht hat sich in der Zwischenzeit ein Betreiber, der heute meist "Investor" genannt wird, gefunden, dem ehrwürdigen, über 100 Jahre alten Haus, den alten Glanz zurückzugeben, man hört von einem "Konferenzcenter". |
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links und rechts, das schöne Rathaus von
Hódmezövásárhely, mit dem wirkungsvoll
gestalteten Turm. Er steht noch immer ehern, wie eh und je. Dazu eine Episode: In den 1980er Jahren hat es zweimal im Rahaus gebrannt. Das besondere, es war an einem bestimmten Märztag, sagen wir am 30. März 1982 und genau ein halbes Jahr später, am 30. September brannte es wieder. Dabei wurde die Decke des Festsaales zerstört. Nun haben die Ungarn viel Witz. Ein daraufhin fingierter Werbespruch lautete: "Kommen Sie nach Hódmezövásárhely, zweimal im Jahr brennen wir für Sie das Rathaus an." Ich hatte, sagen wir im Februar 1983, im Porzellanwerk zu tun. Als ich beim Pförtner stand, rief unser Dolmetscher, Esch János, von seinem Bürofenster herunter: "Wolfgang, Du kommst aber ungünstig, das Rathaus brennt doch erst wieder am 30. März!" |
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rechts, das war ab Frühjahr 1968 unser neues Quartier, Deák
Ferenc utca 1, bei Pável József und Frau Juliska, zwei
rührend um uns besorgte Gastgeber. Zum Grundstück gehörte ein Garten, in dem schöne Weintrauben wuchsen und ein Schwein wurde auch gefüttert. Wir hatten perfekten Familienanschluß. Wenn Christine kuchen buk, überwachte Józska-bácsi den Backvorgang. Auch war unser Holm oft Tischgast bei den Pávelék. Júliska-néni, die 20 Jahre jünger war, als ihr Mann, arbeitete noch in einer Apotheke (Patika). Den Uhrmacher im Nebenhaus gibt es noch. Mit dessen kleiner Tochter, Györgyike, hat Holm ausgiebig im Sand gespielt. |
Bild unten, Nicht mehr wiederzuerkennen, unser gemütliches Themalbad, das "Strand-Fürdö". Da sind einige Millionen Forint investiert worden, denn bei mittlerweile einem Kurs, Euro zu Forint, von 1 : 300, wird bei Bauvorhaben nur noch mit Millionen gerechnet. Vielleicht ist das modernisierte Bad auch mit der Grund für ein Ausbleiben der Badegäste in Mártély. Oder aber wollen die ungarischen Grünen einen Urwald bei Mártély entstehen lassen. Selbst der Eingang zum Bad ist an die gegenüberliegende Seite verlegt worden. Am alten Eingang steht jetzt ein modernes Hotel. |
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Bild
links, das ist der Strand von Mártély, am toten
Theißarm. Man traute seinen Augen nicht. Was war vor 40 Jahren,
im Juni, dort für ein Betrieb!
Boote, Badende, Angler,Familien mit Kind und Kegel, die sich sonnten,
spielten oder am offenen Feuer einen Kesselgullasch kochten. Der Badestrand mit Wasserpflanzen überwuchert, die Boote ungenutzt am Ufer und kaum Menschen. Die vielen Wochenendhäuser hier sind auf Erdhügeln, Beton-, Stahl- oder Holzstelzen errichtet, da der tote Theißarm ein Hochwasserüberflutungsgebiet ist und das Hochwasser sich auch meist pünktlich in jedem Frühjahr einstellt. |
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Bild
rechts, dieses Denkmal, dem ungarischen Lyriker, Attila József,
gewidmet, ist durchaus bemerkenswert und stellt, was heute selten ist,
sehr realistisch
eine Szene aus seinem Leben dar: Er sitzt am Schreibtisch und denkt
nach und in der Türöffnung sind seine Mutter und seine beiden
Schwestern nachgebildet. Die Figuren sind aufwendig, modelliert und den
natürlichen Vorbildern sogar ähnlich. Der Schöpfer des
Denkmals mußte nicht erklären, worum es bei diesem Denkmal
überhaupt geht. Allerdings hatte Attila mit
Vásárhely wenig zu tun. Er hat nur in der Nachbarstadt
Makó das Gymnasium und im Komitatssitz Szeged die
Universität besucht. Gelebt hat er von 1905 bis 1937
(Suizid) und gilt als einer der größten ung. Lyriker. |
Bild
unten, das Denkmal für die Gefallenen des zweiten Weltkrieges.
Allein in Vásárhely mit seinen 55.000 Einwohnern waren es
über 2.000. Vor 1989 gab es dafür kein Denkmal, an der selben Stelle wurde nur der sowjetischen Befreier und Lenin durch monströse Denkmäler gedacht. Das Detail dieses Denkmals, Helm und Soldatenmantel, ist auf der Unterseite "Geschichte" zu sehen. Es hat mich besonders angesprochen. Das Denkmal hätte nur damit, ohne die allegorischen Figuren oben, auch seine Wirkung nicht verfehlt. (Foto: www.hodmezovasarhely.hu) |
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Bild
links, die imponierende reformierte Kirche
(Reformatus Újtemplom), das größte Kirchenbauwerk von
Hódmezövásárhely, steht noch immer,
unverändert am Kalvin Platz (Kálvin tér) und
dominiert den nordöstlichen Stadtteil. Die Kirche wurde am Ende
des 18. Jahrhunderts im spätbarocken Stil errichtet. Der
Grundstein war im Jahre 1792 gelegt worden. Einer der dort
tätigen Geistlichen war ein gewisser Szeremlei Sámuel, nach
dem die Straße unserer ersten Unterkunft benannt ist.
Während der westliche Teil Ungarns (dunantúl) mehr
katholisch ist, sind die Ungarn im östlichen Landesteil
(tiszantúl) reformiert bzw. kalvinistisch. Am Kálvin tér treffen 5 Straßen aufeinander, eine davon ist unsere Szeremlei-utca, die Bajcsy-Zsilinsky-utca führt zum Bahnhof und die Andrássy-út (die vor 40 Jahren Lenin út hieß) endet am Kossúth tér, im Stadtzentrum. |