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Bagdad بغداد
Geschichte der Stadt
Die Stadt wurde vom Kalifen al-Mansur 762 n. Chr. gegründet und war die Hauptstadt des islamischen Reiches. Mesopotamien, das Zweistromland, war durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem ein fruchtbares Gebiet und Bagdad blieb, bis 1258 eine der wichtigsten Städte des islamischen Reiches, zeitweise zweitgrößte Stadt der Welt.
Im Schicksalsjahr 1258  eroberten die Mongolen unter Chülegü (auch: Hülägü) die Stadt und richteten ein Blutbad an, der Kalif Al-Mutasim wurde getötet. Damit einher ging die Zertörung des Bewässerungssystems und die Vertreibung der Bevölkerung. Mesopotamien trocknete aus und die einst so bedeutende Stadt Bagdad spielte in den nächsten Jahrhunderten keine Rolle mehr. Ab dem 16. Jahrhundert wechselte die Herrschaft über Bagdad zwischen Türken und Persern hin und her, natürlich verbunden mit kriegerischen  Auseinandersetzungen.
Bis zum 1. Weltkrieg gehörte Bagdad, seit Mitte des 17. Jahrhunderts zum Osmanischen Reich und wurde 1920 Hauptstadt des neugegründeten Staates Irak, das Mandat wurde vom Völkerbund Großbritannien übertragen. 1921 setzten die Briten einen König ein.
Dier starke Einfluß Großbritanniens im Irak traf bei der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. Das führte 1941, mit deutscher Unterstützung, zu einem Putsch mit der Absetzung der pro-britischen Regierung und Bildung einer Regierung unter Ali al-Gailani. Britische Truppen vertrieben die Regierung al-Gailani, nach schweren Kämpfen, wieder. 1958  Schafft ein weiterer Putsch das Königreich ab, Irak wird Republik. 1960 wird in Bagdad die Opec gegründet und 1972 verstaatlicht der Irak seine Erdölindustrie.
Die Stadt in den 1970er Jahren und heute
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Auch in Bagdad ist es, wie in anderen Städten an großen Flüssen, der Fluß dominiert die Stadt. In Bagdad ist es noch so, daß Hügel oder Berge und eine üppige Vegetation fehlen und damit dem Tigris sozusagen die alleinige natürliche Prägung der Stadt zufällt.
1970 hatte Bagdad 1 Million Einwohner, 1975 waren es bereits 2,7 Millionen Einwohner, heute (2011) sind es wohl 6 Millionen.
Während wir in Deutschland ein Problem mit der schrumfenden Bevölkerung haben, hatte der Irak ein Problem mit der jährlich (Stand 1975) um 3,25 % wachsenden Bevölkerung, was 7,1 Kinder pro Frau entspricht. Die Auswirkungen konnte man im Alltagsleben recht gut beobachten. Die Schulen wurden 3-schichtig betrieben, (vormittags, nachmittags und abends) da man mit Schulneubau nicht hinterher kam. Bei dem Kinderreichtum, müssen die Kinder oft mitarbeiten und können dadurch nicht zur Schule gehen. Die Analphbetisierungsrate war bei Männern 35 %, bei Frauen 55 %. Im Irak gibt es die Mehrehe. Sie wurde nur im Libanon, den beiden Jemen und Tunesien abgeschafft, was die arabischen Länder betrifft.
Es gab über 10 verschiedene christliche Gemeinden mit kleinen und großen Kirchen. Die Christen genossen Religionsfreiheit, was natürlich auch für das Hauptbekenntnis Islam galt. Lediglich die martialischen Märtyrermärsche der Schiiten zu religiösen Anlässen waren kurz vorher verboten worden.

Eine, jedenfalls in den 1970er Jahren erfreuliche Realität, Diebstahl ist die Ausnahme. Man konnte beobachten, daß in einem Geschäft zur Mittagszeit der Ladeninhaber beim Nachbar zu einem Schwätzchen war - der Laden war unverschlossen, manchmal auch die Kasse. Während der gesamten Bauzeit unserer Baustelle ist mir kein Diebstahl bekannt geworden. Dafür konnte es passieren, daß ein größerer Schraubenzieher zum Betonstemmen verwendet wurde. Die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Araber haben wir bestätigt gefunden. Der Gast ist der König!

Als für uns besondere Attraktion Bagdads wäre an erster Stelle der Basar, der in arabischen Ländern Suq heißt, zu nenen: Eine unzählige Ansammlung von Läden und Verkaufsständen im Stadtzentrum. Da gab es den Stoff-, Kupfer-, Gewürz-, Gold- und Silbersuq. Die Preise waren Verhandlungssache und durfte man nicht unter Zeitdruck vereinbaren.

Es gab sehr viele Lokale, vor allem in der Abu Nuwas Ufer-Straße, wo man den Tigrisfisch "Masgouf" am offenen Feuer zubereitet bekam. Alkoholische Getränke, vor allem Bier, hatten die meisten dieser Lokale.
Seit wir Bagdad 1977 verlassen haben, hat das Land schlimme Zeiten durchmachen müssen und die sind ja nicht etwa beendet. Trotzdem staunt man, wenn man sich heutige Bilder von Iraks Hauptstadt ansieht, was allein an Verkehrsinfrastruktur gebaut wurde. Man darf mit etwas Phantasie fragen, wo wäre der Irak heute, wenn das friedliche Aufbauwerk der 1970er Jahre bis heute weiter gegegangen wäre? Leider begnügte sich Saddam Hussein damit nicht.


Erste Eindrücke von der Stadt
Bagdad bietet sich dem mit dem Flugzeug Anreisenden und das sind die meisten, aus der Luft sehr attraktiv dar. Das gilt besonders von Mai bis Oktober. In dieser Zeit sind ja Wolken eine Seltenheit und die relative Luftfeuchtigkeit sinkt nicht selten auf 10 %. Als Folge besteht eine sehr gute Sicht und der breite Tigris, in dem sich tausende Lichter spiegeln, wie überhaupt die hellerleuchtete Stadt bieten einen herrlichen Anblick. Was man sofort bemerkt, wenn man zwischen Mai und Oktober anreist, ist die Hitze. Bagdad ist die heißeste Großstadt der Erde. Die extremsten Werte sind 50 °C im Schatten, bei 10 % relativer Luftfeuchtigkeit. So, wie für uns "schön warm" meist erstrebenswert ist, sagt man in Bagdad, da war es "schön kühl". Um diese Jahreszeit erwacht Bagdad erst in den Abendstunden so richtig, obwohl auch dann die Temperaturen noch 30 °C betragen. Bevölkert werden die Straßen abends fast ausschließlich von Männern. Zum Flugplatz und den Reisgepflogenheiten -  wenn ein Iraker ab- oder anreist, begleiten ihn mindesten 10 Verwandte und Freunde zum oder vom Flugplatz. Dazu ist die gesamte Zollabfertigung mit Glasscheiben verkleidet und die Begleiter sind Zeugen der Zollprozedur. Der Autoverkehr in Bagdad erscheint uns etwas chaotisch, hupen zu allen möglichen Anlässen, Blinker werden kaum benutzt (wie es inzwischen auch bein uns Unsitte geworden ist), man zeigt mit der Hand aus dem Fenster, wohin man zu fahren beabsichtigt.
Die Kreuzungen der Hauptstraßen sind meist als Kreisverkehr ausgebildet. Überholt wird oft sehr leichtsinnig, der Gegenverkehr weicht dann eben aus - man besteht nicht unbedingt auf seinem Recht.
Der imposante Tigris an seiner breitesten Stelle in Bagdad.
Die blaue Farbe ist ein Fotoeffekt - in Wirklichkeit ist das Wasser lehmgelb.
Autos aller Hersteller, ganz alte und ganz neue werden von uns bestaunt, hier am Grabmal des Unbekanten Soldaten. Die Autos mit den roten Kotflügeln sind Taxen.
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In Bagdad gibt es zahlreiche Zeugnisse moderner Architektur, die natürlich von den klimatischen Bedingungen geprägt sind.
Der Suq (Basar) - hier wird es sehr deutlich, daß man nicht in Mitteleuropa ist.

An öffentlichen Nahverkehrsmitteln gibt es nur Busse und Taxen. Noch etwas Bagdad-typisches: In den heißen Monaten, schlafen viele auf ihren Dächern, Mücken gibt es nicht und Regen auch nicht und fast immer weht ein Lüftchen. Der höchste Stromverbrauch ist im Sommer, wegen der Klimaanlagen. Oft bricht die Stromversorgung zusammen, dann beginnt das große Schwitzen.

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Verständigung

Die sprachliche Vertändigung erfolgte über die Weltsprache Englisch, die auch im Irak an erster Stelle der Fremdsprachen stand. Alle irakischen Arbeitskollegen, die eine höhere Schule besucht hatten, konnten mehr oder weniger Englisch. Freilich bemühten sich auch sprachinteressierte Landsleute Grundkenntnisse in Arabisch zu erwerben. Christine hatte sogar mal einen Abendlehrgang organisiert. Aber, wie das so ist, nach erst großer Begeisterung, wird die Teilnehmerzahl immer kleiner. Als Lehrerin war eine Dolmetscherin (auf dem Bild rechts) gewonnen worden.
Sehr schnell haben wir die Zahlen gelernt, die ja auch im Irak andere ZeichenEines der 4 schiitischen Heiligtümer des Irak, die goldene Grabmoschee der Imame
Moosa el Kadham und Mohamad el Jawad im Stadtteil Kadhimijah
haben. Eine Hilfe dabei waren die Zulassungsschilder der Kraftfahrzeuge, die arabisch und westlich beschriftet waren. Die Kenntnis der Zahlen und die Namen der wichtigsten Lebensmittel waren für das tägliche Leben (Einkauf) unerläßlich.

Auf dem Foto Christine mit den beiden irakischen Dolmetscherinnen der DDR Handelsvertretung.

Die im Hintergrund sichtbaren Gitter dienten potenziell der Sicherheit des Personals, falls es mal Unruhen im Land gäbe.



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Die DDR in Bagdad
Schon durch die zahlreich vertretenen Fahrzeuge bundesdeutscher Produktion war der andere deutsche Staat präsenter. Seine Botschaft war aber viel kleiner, dafür an einer repräsentativen Kreuzung (Kreisverkehr) gelegen. Die Größe der Botschaft hat natürlich auch etwas mit dem Wirtschaftssystem zu tun. In der DDR bestand ein staatliches Außenhandelsmonopol.
1972 hatte der Irak seine Erdölfelder verstaatlicht und damit die Beziehungen zum Westen  sehr verschlechtert. Das nutzte der gesamte Ostblock und die DDR ganz besonders. Sicher wäre ein Ziel, die Angliederung des Iraks an den Ostblocke gewesen, aber so eng war die neue Freundschaft
nun auch wieder nicht. So blieb es beim Handel und der wurde tüchtig ausgebaut: Landmaschinen, Lkw W50 für die Armee, Autokräne, Brauereiausrüstungen (der Irak stellte selbst Bier her), Straßenbaumaschienen, Ausrüstungen für Zementwerke und Getreidemühlen  sowie für Ziegeleien (mit unserer Ziegelei "30. Juli" wurde der Anfang gemacht).
Der Irak lieferte Erdöl und Datteln - das Land ist der größte Dattelexporteur!
Die Arbeitszeit in Botschaft und Handelsvertretung (TKB = Technisch Kommerzielles Büro) betrug 6 Stunden, von 8 bis 14 Uhr, wegen der klimatischen Erschwernisse. Unsere Arbeiszeit auf der Baustelle betrug 8 Stunden und wir saßen nicht in klimatisierten Räumen. Das Wochenende bestand aus einem freien Tag: Freitag.
Für den Irak brauchte man ein Einreise-, Aufenthalts- und Ausreisevisum. Das Aufgenthaltsvisum mußte man sich persönlich bei der Residenzpolizei, die zum Innenministerium gehörte, besorgen. Den Einblick, den man dabei von der Arbeitsweise und dem Bürokratismus bei dieser Behörde bekam spottete jeder Beschreibung. Die Büros waren alle mit Angestellten überbelegt, von denen aber keiner arbeitete - auch nicht so tat. Man wurde von Zimmer zu Zimmer geschickt, bevor sich jemand der Sache annahm.
Die Interflug der DDR flog einmal pro Woche nach Bagdad und zurück, mit einer Iljuschin 62. Zwischenlandung war in Damaskus, wo es eine Stunde Aufenthalt gab, der immer zum zollfreien Einkauf von Whisky und Zigaretten benutzt wurde. Die Flasche echter schottischer Whisky war für 3 Dollar zu haben, die Stange Zigaretten ebenfalls. Der Verkauf wurde von einem Mann chaotisch bewältigt

Das Wirtschaftssystem im Irak hatte einige Gemeinsamkeiten mit unserem in der DDR. So gab es einen großen Anteil staatlicher Betriebe und viele Fachministerien, die die Wirtschaft dirigierten. Dazu gehörte natürlich ein handfester Bürokratismus, wie immer, wenn alle Belange, weit weg vom Ort des Geschehens gelenkt werden sollen.
Wenn auch DDR-Werbung im Straßenbild Bagdads die Ausnahme war, und im Straßenverkehr Pkw  " Made in GDR" nicht zu finden waren, konnte man ihre Aktivitäten wahrnehmen. Der "Große Bruder" mit seinem Fiat-Nachbau "Lada" und dem "Wolga" als Taxi war im Straßenverkehr hingegen nicht zu übersehen.

botschaft-76 Die DDR-Botschaft in Bagdad, die größte Botschaft der DDR außerhalb des Ostblocks.
botschaftsbad-76 Zur Botschaft gehörte auch ein sehr schönes Bad.
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In Bagdad gab es auch eine DDR-Schule, die von Kindern dort tätiger DDR-Bürger besucht wurde. V. l. Uwe Rostock, Monika Oehme, Babett Lange, Katrin Golling, Matthias ??, Holm Leistritz, Harald Rössel, Michael ??, Ralf-Jörg Weigold und Oliver Kauth. (Foto von den Ferienspielen 1976)
ddr-fussball-76 Die DDR-Fußball-Nationalmannschaft war zu einem Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft des Irak 1976 in Bagdad.Die irakische Mannschaft gewann damals das Spiel, knapp.

Die Botschaft organisierte für alle DDR-Bürger in Bagdad und dem Irak eine Weihnachtsfeier, wo es recht locker zuging und auch eine Bierzeitung herausgegben wurde, die Schwächen von Botschaftsangestellten sehr ironisch und bissig beschrieb. Sehr verdienstvoll war die jährliche Weihnachtsfeier für ehemalige DDR-Frauen, die im Irak verheiratet waren und damit zur Irakerin geworden waren. Viele davon kamen mit ihren Kindern und es wurden wohl auf keiner Weihnachtsfeier soviel Tränen vergossen, wie auf dieser.
Man kann sagen, daß das Arbeitsklima zwischen den DDR-Kollegen und auch zur Botschaft angenehm war.



Ein Foto zum Feierabend vor der DDR-Handelsvertretung, das war 14.00 Uhr(!). Bei einem Beginn um 8.00 Uhr waren das 6 Stunden, an 6 Tagen, Sonnabend bis Donnerstag, Freitag war der irakische Sonntag. Auf unserer Baustelle hatten wir 8 Stunden zu arbeiten, wie unsere irakischen Kollegen.
Im Vordergrund, rechts Christine, links Frau Mahlich und in der Mitte der bei der Handelsvertretung angestellte irakische Fahrer, der die beiden Frauen früh holte und abends wieder nach Hause fuhr.
Eine Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel war, für den Weg zur Arbeit für DDR-Bürger nicht vorgesehen. Um privat z. B. in das Stadtzentrum zu kommen wurden die großen Busse und die Kleinbusse aber genutzt.
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Unser Leben in Bagdad
Die Botschaft hatte für die Monteure der Ziegelei-Baustelle, und Ihre Familien zwei Häuser im Süden Bagdads angemietet, Haus1 und Haus 2. Später kamen noch zwei dazu. Die Häuser waren recht komfortabel,  einschließlich Klimaanlage (Aircooler, Airconditon). Leider gehörte (und wie man hört, heute immer noch) ständiger Stromausfall im Irak einfach dazu. Besonders oft war das im Sommer, wenn überall die Klimaanlagen liefen. Aircooler beruhten auf dem Verdunstungsprinzip und funktionierten nur bei hohen Temperaturen und niedriger relativer Luftfeuchtigkeit. Ein Achsiallüfter auf dem Dach saugt Luft über eine Holzwollematte, die ständig mit Wasser befeuchtet wird und drückt die durch die Verdunstungskälte gekühlte Luft ins Haus.
Die Wasserversorgung ist in Bagdad auch so eine Schwachstelle. Um dem völligen Versiegen der Trinwasserleitung zu begegnen, waren auf den Häusern Vorratstanks, von je 1 m³ Fassung aufgestellt, die liefen nachts voll und am Tag entnahm man das Wasser daraus, je nach Aufstellungsort und -art konnte das  Wasser mitunter sehr heiß sein. Das Funktionsprinzip entsprach der WC-Spülung.
wasserbeh(Foto: Wasserbehälter, Siegfried Pilz)
Im Winter waren diese Probleme nicht vorhanden. Manchmal war es so kühl, daß man heizen mußte. Das geschah alles elektrisch oder mit Propangas. Öfen, wie bei uns, gibt es in Bagdad nicht.
Die Kinder wurden mit einem Schulbus eingesammelt, die Frauen, die das Glück hatten in der Botschaft arbeiten zu können, wurden mit Pkw abgeholt und für uns war ein Kleinbus angemietet, der uns zur Baustelle brachte.
Viele deutsche Familien haben ihr Brot selbst gebacken und Sauerteig von zu Hause mitgebracht. Dieser mußt von Zeit zu Zeit erneuert werden da er ansonsten degenerierte. Wer nach Hause flog, bekam den Auftrag, frischen Sauerteig mitzubringen. In Bagdad wurde anstelle von Brot oder Brötchen Fladen oder Samun  (Gerstenbrot) gegessen. Gerste war das Hauptgetreide im Irak, da der Boden durch Bewässerung sehr versalzen war und Gerste wohl am unempfindlichsten gegen versalzenen Boden ist.
Das Wäschewaschen, insbesondere das Trocknen war in den heißen Monaten ein Vergnügen. Wenn die Wäsche fertig aufgehangen war, konnte man die ersten Stücke schon wieder abnehmen, sie waren inzwischen getrocknet.
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Unser Quartier, Haus 2, im Winter - die Straße vor dem Haus  war unbefestigt. Im Winter hatte man mit viel Schlamm zu tun. Im Sommer, wenn es gar zu staubig war, wurde Erdöl versprüht, um den Staub zu binden.
Haus 2 im Sommer - die Hütte mit der Bastabdeckung an unserer Grundstücksmauer wurde von einer Familie mit 6 Kindern "bewohnt".  Er bewachte auch das Baumaterial, da neben uns gebaut werden sollte. Wir haben ihm durch Übertragung gärtnerischer Arbeiten, auch etwas Geld verdienen lassen.
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Der Garten blühte, bei entsprechender Bewässerung, im Frühjahr wunderschön - hier am Haus 1. Für die Bewässerung gab es eine separate Leitung, gespeist mit Wasser aus dem Tigris.
Holm zeigt eine Zitrusfrucht im Garten von Haus 2, Zitronen und Apfelsinen in eigenen Garten, das war schon was. Es gab auch Hobbygärtner unter unseren Landsleuten, die Hühner hielten und Bananen kultivierten.
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Blick vom Dachgarten Haus 2, an der Grundstücksmauer ist eine weitere Familie "eingezogen" - wahrscheinlich wird das Grundstück in Kürze bebaut.
Holm, Oliver Kauth (verdeckt) und Torsten Pilz holen Getränke beim "Krämer um die Ecke".
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Christine beim Gemüsehändler, bei uns gleich um die Ecke
Der Goldsuq war für schon etwas Besonderes, einmal, wegen des reichen Goldangebotes und zum anderen, wegen der Verkaufszeremonie.

Da es in den heißen Monaten auch nachts kaum unter 30 Grad abkühlt, draußen aber meist ein angenehmer Wind weht, sitzt man abends draußen. Auch wenn das mal bis in die Nacht hineingeht, zu frieren braucht man da nicht. In den Sommermonaten haben wir manchmal scherzhaft gefragt, was denn heute für Wetter wird. Es war immer unverändert, heiß, trocken, wolkenlos. Von Kennern eines feucht-tropischen Klimas wird das in Bagdad als angenehmer bezeichnet.

Die Stimme Amerikas und die Deutsche Welle konnte man über Kurzwelle empfangen, erstere besonders gut. Ich erinnere mich noch an die Ansage "It is the Voice of America in special English". Der Wortschatz war etwas reduziert und es wurde langsamer gesprochen, so daß auch der Anfänger in Englisch viel mitbekam.
Das irakische Fernsehen war wenig attraktiv, viel Religiöses und viel politische Agitation. Einen Fernseher anzuschaffen lohnte nicht.


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Christine, beim Spätnachmittagsbummel in Bagdad - das Tragen der Abbaya, der schwarzen Körperverhüllung, wurde damals in Bagdad von keiner Behörde vorgeschrieben, nur von der Familie und nicht immer zur Freude der Trägerin selbst. Man konnte viele Irakerinnen westlich gekleidet sehen, allerdings nur in Bagdad. Heute  (nach 2003)  ist es durch den erstarkten religiösen Fundamentalismus z. T. gefährlich für die Frauen, sich unverhüllt auf die Straße zu wagen, zumindest die Haare müssen verdeckt sein. Das Kleidungsstück, das diesen Zweck erfüllt, heißt Hidschab.

Handel und Gewerbe in Bagdad

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Einkaufen in Bagdad
Insbesondere, wenn man aus der DDR, mit einer starren Handel- und Versorgungspolitik, kam, war Einkaufen in Bagdad eine andere Welt. Zwar gab es ein staatliches Kaufhaus aber alles andere war privatwirtschaftlich organisiert. Dazu der arabische Basar "Suq" genannt, wo es ziemlich alles gab und um die Preise gefeilscht wurde. Obst und Gemüse - der Einkauf machte Spaß, weil es fast alles gab. Kaffee war erstaunlicherweise in Bagdad nur in speziellen Läden, zu bekomen und das sehr preiswert, die Einheimischen tranken durchweg Tee. Milch (homogenisiert) und Butter gab es immer, Wurst ist unbekannt. An Stelle von unserem Brot und Brötchen, gab es Samun (Gerstenbrot) und Fladen. Die Bäcker hatten ihre Backöfen dicht am Bürgersteig und wenn sie das Gebackene mit den Schiebern herausholten, mußte man sich in acht nehmen, da die Stangen der Schieber plötzlich weit über den Bürgersteig gezogen wurden. Wenn man wollte, konnte man auch ungebackenen Brotteig bekommen und davon zu Hause seine Brot slbst backen. Wie schon erwähnt, wurde aber in fast allen DDR-deutschen Familien selbst Roggenbrot gebacken. Fleisch und Wurst haben wir, wenn man im Winter wieder anreiste, in größeren Mengen eingefroren mit nach Bagdad genommen.

Das Vertrauen in die Ehrlichkeit der Kunden war schon beachtenswert. Es konnte einem passieren, daß man in einem Laden, den man zuvor noch nie aufgesucht hatte, einen Stapel Pullover zur Ansicht und Kaufentscheidung mit nach Hause bekam, ohne Anzahlung, ohne Quittung.
Beim Stoffkauf maß der Verkäufer den Stoff sehr geschickt, flink und korrekt ab, gab dann etwas zu (20 - 50 cm) mit den Worten, "Bakschisch for you, Madam".

Der Kauf eines Goldringes war ein filmreife Zeremonie. Als erstes bekam man eine Unmenge Ringe gezeigt, dann wurden Getränke serviert und etwas Unterhaltung gepflegt. Wenn man sich dann doch für einen Ring entschieden hatte, sagte  der Ladeninhaber etwa: "Dieser Ring kostet 17 Dinar. Sie sind Deutsche, die ich sehr mag. Für Sie kostet er 15 Dinar." Wenn man dann noch handeln wollte, mußte man schon sehr hart verpackt sein.

Eis und Getränke gab es in der Stadt an jeder Ecke. Das Eis schmeckte gut und die Getränke waren immer gut gekühlt. Beliebt waren auch frisch gepreßte Fruchtsäfte, aus Apfelsinen oder Pampelmusen, aber auch aus Paradiesäpfeln.

 

Ambulante Händler brachten Obst und Gemüse zu den Kunden. Hier haben gerade Evelin und Siegfried Pilz ihren Bedarf gedeckt.
Obst und Gemüse war bei den Händlern, trotz der sengenden Hitze immer frisch. Das Geheimnis sieht man hier auf dem Bild, die Körbe waren mit frischem Grün ausgelegt und wurden mit angefeuchtetem Jute abgedeckt.
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Melonen und Pflaumen, Gruppenbild mit Holm
Für Selbstschneiderinnen, wie Christine, war Bagdad ein Stoff-Paradies.
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Der Suq (Basar) war eine unübersehbare Ansammlung von Verkaufsläden und -ständen und hatte eine eigene Faszination, ganz besonders für DDR-Deutsche. Die  Preise waren verhandelbar.


Der Goldsuq, ein Goldladen am anderen, dann kam der Silbersuq, das Gleiche. Beim Einkauf mußte Zeit mitgebracht werden - der Kauf wurde zelebriert -
Christine am Schaufenster.
In den heißen Monaten erwachte das Leben auf den Straßen erst am Abend so richtig. Freilich, Frauen und Mädchen waren selten darunter. Die jungen Männer hielten sich, für uns ungewohnt, oft an den Händen. Auch in den zahlreichen Kinos, waren kaum Frauen oder Mädchen unter den Zuschauern. Das Publikum "spielte mit", d. h. man klatschte und der Filmheld wurde nicht selten durch Zurufe angefeuert. Italienische Wild-West-Filme und indische Liebesfilme wurden am häufigsten gezeigt

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Speiseeis
Zeitschriftenhändler
Hier gibt es Fleischspieße
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Das kennen wir inzwischen hier auch als Döner, in Bagdad heißt das Gericht  Gass                                                             (Foto: S. Pilz)
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Hähnchengrill
                                                                     (Foto: S. Pilz)
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Verschiedene Sorten Körner
Solche kleinen Läden gibt es sicher Tausende in Bagdad
Hier kann man Tee trinken
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Der Kupfer-Suq
Noch so ein Krämer, mit reichhaltigem Angebot
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                                                         (Foto: S. Pilz)
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Fruchtsäfte, immer gekühlt, waren überall zu bekommen
                                                              (Foto: S. Pilz)
Einkaufstraße mit MZ-Motorrad aus der DDR
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Wer Menschengetümmel mag, der ist auf dem Suq richtig.




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Super Märkte gab es auch



Fotos aus unserem engeren und weiteren Wohnumfeld in Bagdad
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Junge Mutter mit Schwiegermutter, aus unserer
Nachbarschaft

Bagdader Mädchen, immer freundlich, etwas schüchtern - sehr sympathisch, was mag aus ihnen geworden sein?
Frau in der Nachbarschaft beim Fladenbacken, als Brennmaterial dienten diese von überall zusammengetragenen Disteln.
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In Ermangelung von Grün, wurden die Ziegen mehrmals durch unsere Straße getrieben. Die Blätter von Rosen und anderen Zierpflanzen, die erreichbar waren, stillten den stärksten Hunger.
Zwei der sechs Gärtnerkinder, ihre Wohnung war eine erbärmliche Hütte (siehe Bild weiter oben). Die Ärmsten der Armen!
Ein zugelaufener junger Hund, der den Namen "Feuertüte" erhielt und den alle liebten, so lange er klein und niedlich war.
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Für einen DDR-Deutschen, der mit Südfrüchten zu Hause chronisch schlecht versorgt wurde, war Bagdad schon ein kleines Paradies (der verträumte Eislecker ist Holm).
Dieser kleine, traditionelle Markt war bei uns "gleich um die Ecke" - hier bestand das uralte Bagdad, wenn man sich einige Dinge wegdachte, weiter.
Der Garten am Haus 2, eine separate Wasserleitung mit Tigris-Wasser mußte in den heißen Monaten aller paar Tage aufgedreht werden, wenn die Wiese überleben sollte.
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Das ist in Bagdad, was man bei uns eine Kneipe nennen würde. Natürlich gibt es kein Bier dort, sondern Tee und man kann eine Wasserpfeife rauchen.


Die Flora von Bagdad
Die einzigen Planzen, die ohne Bewässerung die heißen mesopotamischen Sommer überstehen, sind die Dattelpalmen und verschiedene Distelarten. Die Palmenwurzeln reichen bis zu mehreren Metern in die Erde und erreichen damit das durch die Flüsse Euphrat und Tigris gespeiste Grundwasser. Die anderenPflanzen müssen, oft mit beträchtlichem Aufwand bewässert werden, siehe Foto oben rechts.

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Apfelsinenblühten im Garten unseres Quartiers, Haus 2, aufgenommen. Die Blühten verströmen einen starken Duft, ähnlich dem Jasmin.
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Reife Apfelsinen, Bagdad, November/Dezember 1974
Von diesem eigenartigen Baum, mit prächtigen Blühten, die im Frühjahr vor den Blättern erscheinen, ist mir der Name leider nicht bekannt.
Pampelmusen, die einfach geschüttelt wurden und hörbar auf den Boden plumpsten.
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Im Winter und Frühjahr blühte es in den Privatgrundstücken oft sehr üppig, Holm als Größenvergleich.
Schon ländlich geprägter Stadtrand, links ein prächtiger Zitrusstrauch mit vielen Früchten
Wegen der hohen Temperaturen in Bagdad wurden Zitrussträucher mitunter unter Dattelpalmen angebaut
                                                                          (Foto: S. Pilz)

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Eine Aprikosenplantage, die Blüten erscheinen im zeitigen Frühjahr. Die Dattelpalmen schützen die Bäume im Sommer vor der sengenden Sonne.


Der Tigris
Der Tigris und der Euphrat sind die Lebensadern des Irak. Der Tigris  entspringt im Osttaurus, im Osten der Türkei
ist 1900 km lang, vereinigt sich etwa 200 km vor dem Persischen Golf mit dem Euphrat zum Schatt el Arab.

Der Tigris ist , nach dem alten Testament, einer der vier Flüsse, die das Paradies bewässert haben.

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Ein Ausflugsschiff, vorn links und rechts die typische Bagdader Klimaanlagen (Aircooler).
Rechts daneben eine Pumpenanlage zur Entnahme von Flußwasser.
Blick über den Tigris zum Stadtzentrum von Bagdad
Fischer auf ihren Kähnen beim Netzeflicken, links daneben ein Lastkahn. Die Schiffbarkeit des Flusses ist durch den geringen Wasserstand stark eingeschränkt und nur für kleinere Flußschiffe möglich.
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Der Tigris im Süden von Bagdad, wo er einen großen Bogen beschreibt.
Noch einmal: Tigrisfischer
(Dieses Foto und die 3 darüber sind von Siegfried Pilz)
Im Hintergrund, rechts, wieder das Stadtzentrum

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Hier wird der Tigrisfisch (Masgouf) am offenen Feuer gegart. Er wird mit Fladenbrot serviert und mit bloßen Händen gegessen - schmeckt sehr gut!


Irak Museum

In einem Gebiet, wo auf eine 6000-jährige Geschichte zurückgeblickt werden kann,
gibt es naturgemäß auch reichlich Fundstücke, um ein Museum zu füllen.
Im Irak muß allerdings berücksichtigt werden, daß viele dieser Funde in ausländischen
Museen zu finden sind. Trotzdem ist das Irak Museum reich an Ausstellungsstücken.
Das Museum ist in 8 Abteilungen gegliedert: Prähistorisch, Sumerer, Akkader,
Babylonier, Assyrer, Chaldäer und Seleukiden, Parther und Sasaniden, Islam.

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Der Eingang zum Irak Museum
(Foto: Siegfried Pilz)
Bronzekopf eine Akkaders, 3. Jahrtausend v. Chr.
Votiv-Vase au Uruk, etwa 5000 Jahre alt
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Die sumerische Königin Puabi aus Ur, die um 2600 v. Chr. lebte.
Der Rumpf ist natürlich eine Nachbildung, der Schmuck ist echt.
Die Schmuck- Grabbeigaben waren so reichlich, daß auch noch in der Universität von Pennsilvenia und im Britischen Museum London Stücke aufbewahrt werden.
Die Harfe (auch Lyra)  von Ur, die so etwas, wie ein zweites irakisches Staatswappen darstellt. Sie wurde aus Fundstücken komplettiert und wurde den Königsgräbern von Ur gefunden.
 Die Originalteile sind fast 5000 Jahre alt
.
Ein Bild von 2003 aus dem Internet.
Das schmerzt, nicht nur Iraker!
Im Gefolge des Irak Krieges wurde das Irak-Museum
geplündert.