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Bagdad بغداد |
Geschichte der Stadt Die Stadt wurde vom Kalifen al-Mansur 762 n. Chr. gegründet und war die Hauptstadt des islamischen Reiches. Mesopotamien, das Zweistromland, war durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem ein fruchtbares Gebiet und Bagdad blieb, bis 1258 eine der wichtigsten Städte des islamischen Reiches, zeitweise zweitgrößte Stadt der Welt. Im Schicksalsjahr 1258 eroberten die Mongolen unter Chülegü (auch: Hülägü) die Stadt und richteten ein Blutbad an, der Kalif Al-Mutasim wurde getötet. Damit einher ging die Zertörung des Bewässerungssystems und die Vertreibung der Bevölkerung. Mesopotamien trocknete aus und die einst so bedeutende Stadt Bagdad spielte in den nächsten Jahrhunderten keine Rolle mehr. Ab dem 16. Jahrhundert wechselte die Herrschaft über Bagdad zwischen Türken und Persern hin und her, natürlich verbunden mit kriegerischen Auseinandersetzungen. Bis zum 1. Weltkrieg gehörte Bagdad, seit Mitte des 17. Jahrhunderts zum Osmanischen Reich und wurde 1920 Hauptstadt des neugegründeten Staates Irak, das Mandat wurde vom Völkerbund Großbritannien übertragen. 1921 setzten die Briten einen König ein. Dier starke Einfluß Großbritanniens im Irak traf bei der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. Das führte 1941, mit deutscher Unterstützung, zu einem Putsch mit der Absetzung der pro-britischen Regierung und Bildung einer Regierung unter Ali al-Gailani. Britische Truppen vertrieben die Regierung al-Gailani, nach schweren Kämpfen, wieder. 1958 Schafft ein weiterer Putsch das Königreich ab, Irak wird Republik. 1960 wird in Bagdad die Opec gegründet und 1972 verstaatlicht der Irak seine Erdölindustrie. |
Die Stadt in den 1970er Jahren und heute |
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Auch
in Bagdad ist es, wie in anderen Städten an großen Flüssen, der Fluß
dominiert die Stadt. In Bagdad ist es noch so, daß Hügel oder Berge und
eine üppige Vegetation fehlen und damit dem Tigris sozusagen die
alleinige natürliche Prägung der Stadt zufällt. 1970 hatte Bagdad 1 Million Einwohner, 1975 waren es bereits 2,7 Millionen Einwohner, heute (2011) sind es wohl 6 Millionen. Während wir in Deutschland ein Problem mit der schrumfenden Bevölkerung haben, hatte der Irak ein Problem mit der jährlich (Stand 1975) um 3,25 % wachsenden Bevölkerung, was 7,1 Kinder pro Frau entspricht. Die Auswirkungen konnte man im Alltagsleben recht gut beobachten. Die Schulen wurden 3-schichtig betrieben, (vormittags, nachmittags und abends) da man mit Schulneubau nicht hinterher kam. Bei dem Kinderreichtum, müssen die Kinder oft mitarbeiten und können dadurch nicht zur Schule gehen. Die Analphbetisierungsrate war bei Männern 35 %, bei Frauen 55 %. Im Irak gibt es die Mehrehe. Sie wurde nur im Libanon, den beiden Jemen und Tunesien abgeschafft, was die arabischen Länder betrifft. Es gab über 10 verschiedene christliche Gemeinden mit kleinen und großen Kirchen. Die Christen genossen Religionsfreiheit, was natürlich auch für das Hauptbekenntnis Islam galt. Lediglich die martialischen Märtyrermärsche der Schiiten zu religiösen Anlässen waren kurz vorher verboten worden. Eine, jedenfalls in den 1970er Jahren erfreuliche Realität, Diebstahl ist die Ausnahme. Man konnte beobachten, daß in einem Geschäft zur Mittagszeit der Ladeninhaber beim Nachbar zu einem Schwätzchen war - der Laden war unverschlossen, manchmal auch die Kasse. Während der gesamten Bauzeit unserer Baustelle ist mir kein Diebstahl bekannt geworden. Dafür konnte es passieren, daß ein größerer Schraubenzieher zum Betonstemmen verwendet wurde. Die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Araber haben wir bestätigt gefunden. Der Gast ist der König! |
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Als für uns besondere Attraktion Bagdads wäre an erster Stelle der Basar, der in arabischen Ländern Suq heißt, zu nenen: Eine unzählige Ansammlung von Läden und Verkaufsständen im Stadtzentrum. Da gab es den Stoff-, Kupfer-, Gewürz-, Gold- und Silbersuq. Die Preise waren Verhandlungssache und durfte man nicht unter Zeitdruck vereinbaren. Es
gab sehr viele Lokale, vor allem in der Abu Nuwas Ufer-Straße, wo man
den Tigrisfisch "Masgouf" am offenen Feuer zubereitet bekam.
Alkoholische Getränke, vor allem Bier, hatten die meisten dieser Lokale. |
Erste Eindrücke von der Stadt Bagdad bietet sich dem mit dem Flugzeug Anreisenden und das sind die meisten, aus der Luft sehr attraktiv dar. Das gilt besonders von Mai bis Oktober. In dieser Zeit sind ja Wolken eine Seltenheit und die relative Luftfeuchtigkeit sinkt nicht selten auf 10 %. Als Folge besteht eine sehr gute Sicht und der breite Tigris, in dem sich tausende Lichter spiegeln, wie überhaupt die hellerleuchtete Stadt bieten einen herrlichen Anblick. Was man sofort bemerkt, wenn man zwischen Mai und Oktober anreist, ist die Hitze. Bagdad ist die heißeste Großstadt der Erde. Die extremsten Werte sind 50 °C im Schatten, bei 10 % relativer Luftfeuchtigkeit. So, wie für uns "schön warm" meist erstrebenswert ist, sagt man in Bagdad, da war es "schön kühl". Um diese Jahreszeit erwacht Bagdad erst in den Abendstunden so richtig, obwohl auch dann die Temperaturen noch 30 °C betragen. Bevölkert werden die Straßen abends fast ausschließlich von Männern. Zum Flugplatz und den Reisgepflogenheiten - wenn ein Iraker ab- oder anreist, begleiten ihn mindesten 10 Verwandte und Freunde zum oder vom Flugplatz. Dazu ist die gesamte Zollabfertigung mit Glasscheiben verkleidet und die Begleiter sind Zeugen der Zollprozedur. Der Autoverkehr in Bagdad erscheint uns etwas chaotisch, hupen zu allen möglichen Anlässen, Blinker werden kaum benutzt (wie es inzwischen auch bein uns Unsitte geworden ist), man zeigt mit der Hand aus dem Fenster, wohin man zu fahren beabsichtigt. Die Kreuzungen der Hauptstraßen sind meist als Kreisverkehr ausgebildet. Überholt wird oft sehr leichtsinnig, der Gegenverkehr weicht dann eben aus - man besteht nicht unbedingt auf seinem Recht. |
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Der imposante Tigris an seiner breitesten Stelle in Bagdad. Die blaue Farbe ist ein Fotoeffekt - in Wirklichkeit ist das Wasser lehmgelb. |
Autos
aller Hersteller, ganz alte und ganz neue werden von uns bestaunt, hier
am Grabmal des Unbekanten Soldaten. Die Autos mit den roten Kotflügeln
sind Taxen. |
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In
Bagdad gibt es zahlreiche Zeugnisse moderner Architektur, die
natürlich von den klimatischen Bedingungen geprägt sind. |
Der Suq (Basar) - hier wird es sehr deutlich, daß man nicht in Mitteleuropa ist. |
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An öffentlichen Nahverkehrsmitteln gibt es nur Busse und Taxen. Noch
etwas Bagdad-typisches: In den heißen Monaten, schlafen viele auf ihren
Dächern, Mücken gibt es nicht und Regen auch nicht und fast immer weht
ein Lüftchen. Der höchste Stromverbrauch ist im Sommer, wegen der
Klimaanlagen. Oft bricht die Stromversorgung zusammen, dann beginnt das
große Schwitzen. |
VerständigungDie sprachliche Vertändigung erfolgte über die Weltsprache Englisch, die auch im Irak an erster Stelle der Fremdsprachen stand. Alle irakischen Arbeitskollegen, die eine höhere Schule besucht hatten, konnten mehr oder weniger Englisch. Freilich bemühten sich auch sprachinteressierte Landsleute Grundkenntnisse in Arabisch zu erwerben. Christine hatte sogar mal einen Abendlehrgang organisiert. Aber, wie das so ist, nach erst großer Begeisterung, wird die Teilnehmerzahl immer kleiner. Als Lehrerin war eine Dolmetscherin (auf dem Bild rechts) gewonnen worden.Sehr schnell haben wir die Zahlen gelernt, die ja auch im Irak andere ZeichenEines der 4 schiitischen Heiligtümer des Irak, die goldene Grabmoschee der Imame Moosa el Kadham und Mohamad el Jawad im Stadtteil Kadhimijah haben. Eine Hilfe dabei waren die Zulassungsschilder der Kraftfahrzeuge, die arabisch und westlich beschriftet waren. Die Kenntnis der Zahlen und die Namen der wichtigsten Lebensmittel waren für das tägliche Leben (Einkauf) unerläßlich. Auf dem Foto Christine mit den beiden irakischen Dolmetscherinnen der DDR Handelsvertretung. Die im Hintergrund sichtbaren Gitter dienten potenziell der Sicherheit des Personals, falls es mal Unruhen im Land gäbe. |
Die DDR in Bagdad |
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Wenn
auch DDR-Werbung im Straßenbild Bagdads die Ausnahme war, und im
Straßenverkehr Pkw " Made in GDR" nicht zu finden waren, konnte
man ihre Aktivitäten wahrnehmen. Der "Große Bruder" mit seinem
Fiat-Nachbau "Lada" und dem "Wolga" als Taxi war im Straßenverkehr
hingegen nicht zu übersehen. |
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Die DDR-Botschaft in Bagdad, die größte Botschaft der DDR außerhalb des Ostblocks.
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Zur Botschaft gehörte auch ein sehr schönes Bad. |
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In Bagdad gab es auch eine DDR-Schule, die von Kindern dort tätiger DDR-Bürger besucht wurde. V. l. Uwe Rostock, Monika Oehme, Babett Lange, Katrin Golling, Matthias ??, Holm Leistritz, Harald Rössel, Michael ??, Ralf-Jörg Weigold und Oliver Kauth. (Foto von den Ferienspielen 1976) |
Die DDR-Fußball-Nationalmannschaft war zu einem Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft des
Irak 1976 in Bagdad.Die irakische Mannschaft gewann damals das Spiel, knapp. |
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Die
Botschaft organisierte für alle DDR-Bürger in Bagdad und dem Irak eine
Weihnachtsfeier, wo es recht locker zuging und auch eine Bierzeitung
herausgegben wurde, die Schwächen von Botschaftsangestellten sehr
ironisch und bissig beschrieb.
Sehr verdienstvoll war die jährliche Weihnachtsfeier für ehemalige
DDR-Frauen, die im Irak verheiratet waren und damit zur Irakerin
geworden waren. Viele davon kamen mit ihren Kindern und es wurden wohl
auf keiner Weihnachtsfeier soviel Tränen vergossen, wie auf dieser. |
Ein
Foto zum Feierabend vor der DDR-Handelsvertretung, das war 14.00
Uhr(!). Bei einem Beginn um 8.00 Uhr waren das 6 Stunden, an 6 Tagen,
Sonnabend bis Donnerstag, Freitag war der irakische Sonntag. Auf
unserer Baustelle hatten wir 8 Stunden zu arbeiten, wie unsere
irakischen Kollegen. Im Vordergrund, rechts Christine, links Frau Mahlich und in der Mitte der bei der Handelsvertretung angestellte irakische Fahrer, der die beiden Frauen früh holte und abends wieder nach Hause fuhr. Eine Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel war, für den Weg zur Arbeit für DDR-Bürger nicht vorgesehen. Um privat z. B. in das Stadtzentrum zu kommen wurden die großen Busse und die Kleinbusse aber genutzt. |
Unser Leben in Bagdad Die Botschaft hatte für die Monteure der Ziegelei-Baustelle, und Ihre Familien zwei Häuser im Süden Bagdads angemietet, Haus1 und Haus 2. Später kamen noch zwei dazu. Die Häuser waren recht komfortabel, einschließlich Klimaanlage (Aircooler, Airconditon). Leider gehörte (und wie man hört, heute immer noch) ständiger Stromausfall im Irak einfach dazu. Besonders oft war das im Sommer, wenn überall die Klimaanlagen liefen. Aircooler beruhten auf dem Verdunstungsprinzip und funktionierten nur bei hohen Temperaturen und niedriger relativer Luftfeuchtigkeit. Ein Achsiallüfter auf dem Dach saugt Luft über eine Holzwollematte, die ständig mit Wasser befeuchtet wird und drückt die durch die Verdunstungskälte gekühlte Luft ins Haus. Die Wasserversorgung ist in Bagdad auch so eine Schwachstelle. Um dem völligen Versiegen der Trinwasserleitung zu begegnen, waren auf den Häusern Vorratstanks, von je 1 m³ Fassung aufgestellt, die liefen nachts voll und am Tag entnahm man das Wasser daraus, je nach Aufstellungsort und -art konnte das Wasser mitunter sehr heiß sein. Das Funktionsprinzip entsprach der WC-Spülung. (Foto: Wasserbehälter, Siegfried Pilz) Im Winter waren diese Probleme nicht vorhanden. Manchmal war es so kühl, daß man heizen mußte. Das geschah alles elektrisch oder mit Propangas. Öfen, wie bei uns, gibt es in Bagdad nicht. Die Kinder wurden mit einem Schulbus eingesammelt, die Frauen, die das Glück hatten in der Botschaft arbeiten zu können, wurden mit Pkw abgeholt und für uns war ein Kleinbus angemietet, der uns zur Baustelle brachte. Viele deutsche Familien haben ihr Brot selbst gebacken und Sauerteig von zu Hause mitgebracht. Dieser mußt von Zeit zu Zeit erneuert werden da er ansonsten degenerierte. Wer nach Hause flog, bekam den Auftrag, frischen Sauerteig mitzubringen. In Bagdad wurde anstelle von Brot oder Brötchen Fladen oder Samun (Gerstenbrot) gegessen. Gerste war das Hauptgetreide im Irak, da der Boden durch Bewässerung sehr versalzen war und Gerste wohl am unempfindlichsten gegen versalzenen Boden ist. Das Wäschewaschen, insbesondere das Trocknen war in den heißen Monaten ein Vergnügen. Wenn die Wäsche fertig aufgehangen war, konnte man die ersten Stücke schon wieder abnehmen, sie waren inzwischen getrocknet. |
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Unser
Quartier, Haus 2, im Winter - die Straße vor dem Haus war
unbefestigt. Im Winter hatte man mit viel Schlamm zu tun. Im Sommer,
wenn es gar zu staubig war, wurde Erdöl versprüht, um den Staub zu
binden. |
Haus
2 im Sommer - die Hütte mit der Bastabdeckung an unserer
Grundstücksmauer wurde von einer Familie mit 6 Kindern "bewohnt".
Er bewachte auch das Baumaterial, da neben uns gebaut werden sollte. Wir haben ihm durch Übertragung gärtnerischer Arbeiten, auch etwas Geld verdienen lassen. |
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Der
Garten blühte, bei entsprechender Bewässerung, im Frühjahr wunderschön
- hier am Haus 1. Für die Bewässerung gab es eine separate Leitung,
gespeist mit Wasser aus dem Tigris. |
Holm
zeigt eine Zitrusfrucht im Garten von Haus 2, Zitronen und Apfelsinen
in eigenen Garten, das war schon was. Es gab auch Hobbygärtner unter
unseren Landsleuten, die Hühner hielten und Bananen kultivierten. |
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Blick
vom Dachgarten Haus 2, an der Grundstücksmauer ist eine weitere Familie
"eingezogen" - wahrscheinlich wird das Grundstück in Kürze bebaut. |
Holm, Oliver Kauth (verdeckt) und Torsten Pilz holen Getränke beim "Krämer um die Ecke". |
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Christine beim Gemüsehändler, bei uns gleich um die Ecke |
Der Goldsuq war für schon etwas Besonderes, einmal, wegen des reichen Goldangebotes und zum anderen, wegen der Verkaufszeremonie. |
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Da es in den heißen Monaten auch nachts kaum unter 30 Grad abkühlt, draußen aber meist ein angenehmer Wind weht, sitzt man abends draußen. Auch wenn das mal bis in die Nacht hineingeht, zu frieren braucht man da nicht. In den Sommermonaten haben wir manchmal scherzhaft gefragt, was denn heute für Wetter wird. Es war immer unverändert, heiß, trocken, wolkenlos. Von Kennern eines feucht-tropischen Klimas wird das in Bagdad als angenehmer bezeichnet. Die Stimme
Amerikas und die Deutsche Welle konnte man über Kurzwelle empfangen,
erstere besonders gut. Ich erinnere mich noch an die Ansage "It is the
Voice of America in special English". Der Wortschatz war etwas
reduziert und es wurde langsamer gesprochen, so daß auch der Anfänger
in Englisch viel mitbekam. |
Christine,
beim Spätnachmittagsbummel in Bagdad - das Tragen der Abbaya, der
schwarzen Körperverhüllung, wurde damals in Bagdad von keiner Behörde
vorgeschrieben, nur von der Familie und nicht immer zur Freude der
Trägerin selbst. Man konnte viele Irakerinnen westlich gekleidet sehen,
allerdings nur in Bagdad. Heute (nach 2003) ist es durch
den erstarkten religiösen Fundamentalismus z. T. gefährlich für die
Frauen, sich unverhüllt auf die Straße zu wagen, zumindest die Haare
müssen verdeckt sein. Das Kleidungsstück, das diesen Zweck erfüllt,
heißt Hidschab. |
Einkaufen in Bagdad
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Ambulante
Händler brachten Obst und Gemüse zu den Kunden. Hier haben
gerade Evelin und Siegfried Pilz ihren Bedarf gedeckt. |
Obst
und Gemüse war bei den Händlern, trotz der sengenden Hitze immer
frisch. Das Geheimnis sieht man hier auf dem Bild, die Körbe waren mit
frischem Grün ausgelegt und wurden mit angefeuchtetem Jute abgedeckt. |
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Melonen und Pflaumen, Gruppenbild mit Holm |
Für Selbstschneiderinnen, wie Christine, war Bagdad ein Stoff-Paradies. |
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Der
Suq (Basar) war eine unübersehbare Ansammlung von Verkaufsläden und
-ständen und hatte eine eigene Faszination, ganz besonders für
DDR-Deutsche. Die Preise waren verhandelbar. |
Der
Goldsuq, ein Goldladen am anderen, dann kam der Silbersuq, das Gleiche.
Beim Einkauf mußte Zeit mitgebracht werden - der Kauf wurde zelebriert - Christine am Schaufenster. |
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In den heißen Monaten erwachte das Leben auf den Straßen erst am Abend so richtig. Freilich, Frauen und Mädchen waren selten darunter. Die jungen Männer hielten sich, für uns ungewohnt, oft an den Händen. Auch in den zahlreichen Kinos, waren kaum Frauen oder Mädchen unter den Zuschauern. Das Publikum "spielte mit", d. h. man klatschte und der Filmheld wurde nicht selten durch Zurufe angefeuert. Italienische Wild-West-Filme und indische Liebesfilme wurden am häufigsten gezeigt |
Speiseeis |
Zeitschriftenhändler |
Hier gibt es Fleischspieße |
Das
kennen wir inzwischen hier auch als Döner, in Bagdad heißt
das Gericht Gass
(Foto: S. Pilz) |
Melonen |
Hähnchengrill (Foto: S. Pilz) |
Verschiedene Sorten Körner |
Solche kleinen Läden gibt es sicher Tausende in Bagdad |
Hier kann man Tee trinken |
Der Kupfer-Suq |
Noch so ein Krämer, mit reichhaltigem Angebot |
Innereien
(Foto: S. Pilz) |
Fruchtsäfte, immer gekühlt, waren überall zu bekommen (Foto: S. Pilz) |
Einkaufstraße mit MZ-Motorrad aus der DDR |
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Wer Menschengetümmel mag, der ist auf dem Suq richtig. |
Super Märkte gab es auch |
Fotos aus unserem engeren und weiteren Wohnumfeld in Bagdad |
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Junge Mutter mit Schwiegermutter, aus unserer Nachbarschaft |
Bagdader Mädchen, immer freundlich, etwas schüchtern - sehr sympathisch, was mag aus ihnen geworden sein? |
Frau in der Nachbarschaft beim Fladenbacken, als Brennmaterial dienten diese von überall zusammengetragenen Disteln. |
In
Ermangelung von Grün, wurden die Ziegen mehrmals durch unsere Straße
getrieben. Die Blätter von Rosen und anderen Zierpflanzen, die
erreichbar waren, stillten den stärksten Hunger. |
Zwei
der sechs Gärtnerkinder, ihre Wohnung war eine erbärmliche
Hütte (siehe Bild weiter oben). Die Ärmsten der Armen! |
Ein zugelaufener junger Hund, der den Namen "Feuertüte" erhielt und den alle liebten, so lange er klein und niedlich war. |
Für
einen DDR-Deutschen, der mit Südfrüchten zu Hause chronisch schlecht
versorgt wurde, war Bagdad schon ein kleines Paradies (der verträumte
Eislecker ist Holm). |
Dieser
kleine, traditionelle Markt war bei uns "gleich um die Ecke" - hier
bestand das uralte Bagdad, wenn man sich einige Dinge wegdachte, weiter. |
Der
Garten am Haus 2, eine separate Wasserleitung mit Tigris-Wasser mußte
in den heißen Monaten aller paar Tage aufgedreht werden, wenn die Wiese
überleben sollte. |
Das
ist in Bagdad, was man bei uns eine Kneipe nennen würde.
Natürlich gibt es kein Bier dort, sondern Tee und man kann eine
Wasserpfeife rauchen. |
Apfelsinenblühten
im Garten unseres Quartiers, Haus 2, aufgenommen. Die Blühten
verströmen einen starken Duft, ähnlich dem Jasmin. |
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Reife Apfelsinen, Bagdad, November/Dezember 1974 |
Von
diesem eigenartigen Baum, mit prächtigen Blühten, die im
Frühjahr vor den Blättern erscheinen, ist mir der Name leider
nicht bekannt. |
Pampelmusen, die einfach geschüttelt wurden und hörbar auf den Boden plumpsten. |
Im
Winter und Frühjahr blühte es in den Privatgrundstücken
oft sehr üppig, Holm als Größenvergleich. |
Schon ländlich geprägter Stadtrand, links ein prächtiger Zitrusstrauch mit vielen Früchten |
Wegen der hohen Temperaturen in Bagdad wurden Zitrussträucher mitunter unter Dattelpalmen angebaut (Foto: S. Pilz) |
Eine Aprikosenplantage, die
Blüten erscheinen im zeitigen Frühjahr. Die Dattelpalmen
schützen die Bäume im Sommer vor der sengenden Sonne. |
Ein Ausflugsschiff, vorn links und rechts die typische Bagdader Klimaanlagen (Aircooler). Rechts daneben eine Pumpenanlage zur Entnahme von Flußwasser. |
Blick über den Tigris zum Stadtzentrum von Bagdad |
Fischer
auf ihren Kähnen beim Netzeflicken, links daneben ein Lastkahn.
Die Schiffbarkeit des Flusses ist durch den geringen Wasserstand stark
eingeschränkt und nur für kleinere Flußschiffe
möglich. |
Der Tigris im Süden von Bagdad, wo er einen großen Bogen beschreibt. |
Noch einmal: Tigrisfischer (Dieses Foto und die 3 darüber sind von Siegfried Pilz) |
Im Hintergrund, rechts, wieder das Stadtzentrum |
Hier
wird der Tigrisfisch (Masgouf) am offenen Feuer gegart. Er wird mit
Fladenbrot serviert und mit bloßen Händen gegessen -
schmeckt sehr gut! |
Der Eingang zum Irak Museum (Foto: Siegfried Pilz) |
Bronzekopf eine Akkaders, 3. Jahrtausend v. Chr. |
Votiv-Vase au Uruk, etwa 5000 Jahre alt |
Die sumerische Königin Puabi aus Ur, die um 2600 v. Chr. lebte. Der Rumpf ist natürlich eine Nachbildung, der Schmuck ist echt. Die Schmuck- Grabbeigaben waren so reichlich, daß auch noch in der Universität von Pennsilvenia und im Britischen Museum London Stücke aufbewahrt werden. |
Die Harfe (auch Lyra) von Ur, die so etwas, wie ein zweites irakisches Staatswappen darstellt. Sie wurde aus Fundstücken komplettiert und wurde den Königsgräbern von Ur gefunden. Die Originalteile sind fast 5000 Jahre alt. |
Ein Bild von 2003 aus dem Internet. Das schmerzt, nicht nur Iraker! Im Gefolge des Irak Krieges wurde das Irak-Museum geplündert. |