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Betrachtungen |
Diese
Unterseite "Betrachtungen" enthält Bilder (Originalfotos und Reproduktionen) und Texte aus dem Irak der Jahre 1974 -
1977. Sie haben Politik, Wirtschaft, Kunst und das Alltagsleben zum Thema. Die verbalen Betrachtungen geben die persönliche Meinung des Autors wieder. Viele eigene Erlebnisse, Erfahrungen und auch Meinungen meiner irakischen Kollegen sind eingeflossen. |
Arabische Musik, gesendet in Radio Bagdad 1976 |
Politik, Geschichte, Kultur, Sport und Alltagsleben |
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Staatsform Der Irak ist eine Einparteiendiktatur, die sich immer mehr zu einer Ein-Personen-Diktatur entwickelte, insbesondere, ab Juli 1979, als Saddam Hussein offiziell das Amt des Staatspräsidenten, Regierungschefs, des Generalsekretärs der Baath-Partei und Vorsitzenden des Revolutionären Kommandorates übernimmt. Die Einrichtung des "Revolutionären Kommandorates" geht auf Kassem zurück (Revolutionsrat) und stellt ein Führungskollektiv, vergleichbar einer Militätjunta, besser noch dem Politbüro im Ostblock, dar. Der Vorsitzende des Rev. Kommandorates war auch immer Staatspräsident, Parteichef der irakischen Baath-Partei und Regierungschef, bis 1979 al-Bakr, dann Saddam Hussein. Die Baath-Partei wurde 1940 in Damaskus gegründet und ist panarabisch, laizistisch und sozialistisch. Stark sind vor allem die reginalen Organisationen der Partei im Irak (bis 2003) und in Syrien. Zwischen diesen beiden Regionalparteien kommt es immer wieder zu ernsten Auseinadersetzungen. In den letzten Jahren der Herrschaft Saddam Husseins wird von ihm ein Personenkult entfaltet, der eigentlich nur mit Stalin, Mao-Tse-Tung und Nordkorea verglichen werden kann. Die von Saddam Hussein entfachten Kriege gegen Iran und Kuweit und die folgenden Sanktionen werfen den Irak auf allen Gebieten erheblich zurück und bringen dem Volk unermeßliches Leid. Das Ende, Saddam Hussein wird im Gefolge des Golfkrieges von 2003 entmachtet und 2006 hingerichtet. |
Wirtschaft Die gewaltigen Preiserhöhungen für Erdöl durch die OPEC, machen den Irak, mit seiner verstaatlichten Ölindustrie, mit einem Schlage zu einem reichen Land. Wir erlebten die Folgen, beginnend 1974, teilweise mit. Baumaschinen wurden so zahlreich eingekauft, daß erst einmal kein Einsatz gegeben waren und die Maschinen auf allen möglichen Plätzen wochenlang standen. Bekannt ist auch der Einkauf von 10.000 Mercedes-LKW, für die man nicht genug Fahrer hatte. Trotz der reichlich fließenden Devisen änderte das wenig an Iraks Problemen durch die rasant wachsende Bevölkerung. Die Infrastruktur konnte nicht folgen. So fehlten Schulen, es wurde in 3 Schichten unterrichtet, Vormittag, Nachmittag und Abend. Soweit wir beobachten konnten, mußte niemand hungern, aber Familien mit vielen Kindern schickten diese auch zum Geldverdienen, anstatt in die Schule. Es war auch nicht so, daß Arbeitsplätze genug vorhanden waren, das bewiesen die langen Schlangen vor den Arbeitsämtern. Auf der Baustelle war es auch nicht schwierig, vom Kontraktor die Verstärkung um 5 Maurer zu verlangen. Er fragte höchstens, ob es nicht auch 10 sein könnten, wohl wissend, daß wir über die Hälfte nach kurzer Zeit wieder wegschicken mußten. Das waren keine Maurer. Die großen Betriebe, wie auch unsere Ziegelei, waren Staatseigentum. Die bei dieser Eigentumsform übliche personelle Überbesetzung, die wir von zu Hause her kannten, gab es auch hier, nur noch extremer. Erfreulich für ein arabisches Land war die Beschäftigung von Frauen - das wurde sehr gefördert. Auch war eine Tendenz festzustellen, die traditionelle islamische Frauenverhüllung ging, vor allem in Bagdad, zurück. Es war eben nicht möglich, mit der Abbaja in einer Ziegelei zu arbeiten. Infolge der Verstattlichung der Erdölindustrie, waren die Beziehungen zum Westen eingetrübt. Hier versuchte der Ostblock Ersatz zu bieten, bzw. die wirtschaftliche Stellung des Westens einzunehmen. Das politische System zeigte durchaus Ähnlichkeiten mit de,m des Ostblocks (großer Anteil der Industrie ist staatlich, Einparteienherrschaft, gleichgeschaltete Medien, riesige Geheimpolizei, Frauenförderung u. a.). |
Geschichte, kurzer Abriß Der historische Namen Mesopotamien ist griechischen Ursprungs und bedeutet Zweistromland bzw. Land zwischen den Strömen. Älteste Besiedlungsspuren gehen in das 11. Jahrtausend v. Chr. zurück. Als "Wiege der Zivilisation" wird das Gebiet des heutigen Süd-Iraks bezeichnet, da dort die Sumerer mit der Keilschrift erstmals die prähistorische Zeit beendeten (um 2700 v. Chr.) Ihre Stadt Uruk gilt als erste Stadt der Menschheitsgeschichte. Auch wird der Garten Eden der Bibel gern in den Süd-Irak gelegt. Das Gebiet wurde im Laufe der Geschichte von wechselnden Völkern beherrscht: Akkader, Babylonier, Assyrer, Aramäer, Perser, Mazedonier, Araber und Türken. Die einschneidensten Ereignisse: Babylon mit Hammurabi (1792-1750 v. Chr.) rückt in den Mittelpunkt des Zeitgeschehens, er schafft eine der ersten überlieferten Gesetzessammlung. Nebukadnezar II. (605-562 v. Chr.) brachte für Babylon erneut eine Blühtezeit. Er zerstörte Jerusalem und führte die Juden in die Babylonische Gefangenschaft. Nach dem Tode Mohammeds (632 n. Chr.) bemächtigen sich die Araber des Gebietes und die Bewohner werden zwangsweise islamisiert. 1258 erobern die Mongolen das Gebiet, zerstören Bagdad und ermorden den Kalifen. Bagdad erreicht danach nie wieder die frühere Bedeutung. Ab 1639 waren die Türken die neuen Herrscher und blieben es, bis das Osmanische Reich mit Ende des 1. Weltkrieges aufgeteilt wurde. Der Irak wurde englisches Mandatsgebiet und ab 1932 Königreich. 1958 mit der Ermordung des Königs rief Kassem die Republik Irak aus. |
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Diese Art Personenkult dürfte die Baath-Partei von den Kommunisten abgeguckt haben. Das Bild stammt aus der englischsprachigen Zeitschrift "IRAQ TODAY", Ausgabe März 1977. Ganz links der Syrer Michel Aflaq, dritter von links ist der noch amtierende Präsident, Ahmed Hasan al-Bakr und rechts Saddam Hussein, der noch zweite Mann. | Auch das kennen wir von der kommunistischen "Hofberichterstattung": Ausführliche Meldung völlig nebensächlicher Ereignisse. Hier verabschiedet Saddam Hussein den Präsidenten im Oktober 1976 zu einer Privatreise nach Frankreich. |
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Der ägyptische Präsident, Mohamed Anwar el Sadat (links), zum offiziellen Staatsbesuch im Irak. Hier mit seinem Präsidenten-Kollegen, Ahmed Hassan el-Bakr, Mai 1975. Sechs Jahre später war Sadat tot, ermordet durch die eigenen Offiziere. | Saddam Hussein mit einer irakischen Delegation im April 1976 als Pilger in Mekka. Er gehörte der sunnitischen Minderheit im Irak an. Es muß ihm als Verdienst angerechnmet werden, daß religiöser Fanatismus bekämpft aber sonst die Glaubensrichtungen, einschließlich der Christen, nicht behelligt wurden. Seine Methoden zur Durchsetzung der politischen Ziele waren aber oft verbrecherisch. |
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Saddam eröffnet den Tharthar-Kanal, ein Projekt, das der Bewässerung und dem Hochwasserschutz dient, Oktober 1976. | Die Universität in Bagdad im Februar 1976 - es fällt auf, daß sehr viele Mädchen studieren und, mit einer Ausnahme, gekleidet sind, wie Studenten in Europa auch. Diesen Fortschritt gibt es heute, im Lande der schiitischen Fanatiker, nicht mehr. |
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Eine Frauenveranstaltung in Bagdad, 1975, islamisch und weltlich gekleidete Frauen - schon das ist als Fortschritt anzuerkennen, wenn man berücksichtigt, wie es Frauen in anderen islamischen Ländern geht. | Eine Kinderbücherei, sicher ein Propagandafoto, aber, es gibt so etwas und die beaufsichtigende Frau ist gekleidet, wie in Europa. Bilder 1 und 2 aus "IRAQ TODAY" | Das Foto erinnert stark an Junge Pioniere im Ostblock, und der Vergleich ist auch realistisch. Die Mädchen sind aber mit Begeisterung dabei und durften sich hübsch kleiden. Die Aufnahme habe ich von den Feierlichkeiten am 17. Juli 1977 in Bagdad gemacht. Im Irak des Jahres 2011 ist so ein Anblick unmöglich, wahrscheinlich nun auch in Ägypten, Tunesien und Libyen nicht mehr. |
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Noch im Februar 1975 wird eine Solidaritätskonferenz einberufen, um den Irak gegen die"iranische Aggression" zu unterstützen. Es ging um Grenzstreitigkeiten am Schatt el Arab und Luftraumverletzungen. | Im Mai 1975 schon sitzen der Schah von Persien und Saddam Hussein in Algier unter Vermittlung von Boumedienne zusammen und einigen sich. Jetzt wird auch klar, worum es geht: Der Iran schließt seine Grenze und schneidet den kurdischen Rebellen den Rückzug ab. Damit ist der Kurdenaufstand im Irak beendet. | Im März 1977 empfängt Saddam Hussein die Schwester des Schahs - das sieht nach guter Nachbarschaft aus. Aber schon im Januar 1979 muß der Schah abdanken und Chomeini übernimmt die Gewalt und im September 1980 greift Saddam den Iran an. Es folgt ein 8 jähriger Krieg. |
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Im
Irak gab es eine paramilitärische Organisation, in der hauptsächlich
Mitglieder der Baath-Partei (ABSP) Dienst taten: Die "Volksarmee"
(People´s Army) - vergleichbar mit den Kampfgruppen in der DDR. Ein
bemerkenswerter Unterschied bestand, im islamischen Irak waren auch
Frauen in dieser Organisation, in der DDR nicht. (Foto: "IRAQ TODAY", Februar 1977) |
Eine Kämpferin in der Volksarmee - Bild aus einem Beitrag im "Baghdad Observer" vom Dezember 1976, mit der Überschrift: Iraqi woman - A fighter in People´s Army | Hier
marschiert die Volksarmee - wie bei den DDR-Kampfgruppen konnte man an
der Beleibtheit der Kämpfer erkennen, daß es nicht die reguläre Armee
war. (Aus: "The Baghdad Observer", Januar 1977) |
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Ägyptische Bauern werden im Irak angesiedelt, die Zeitungen schreiben von einem "Pionier-Experiment" mit 65 Bauernfamilien, vermutlich landlose Bauern. (Iraq Today) | Am 14 Dezember 1976, um 19.15 explodierte in der Zollabfertigung des Bagdader Flughafens ein Koffer mit 7-8 kg Sprengstoff. Nun muß man wissen, daß die Zollabfertigung mit großen Glasflächen abgetrennt ist, die Abholer können den Eingereisten schon zuwinken, deshalb gab es überwiegend Augenverletzungen. Der Koffer war herrenlos mit einer Maschine aus Damaskus mitgekommen. Da die Beziehungen zu Syrien sehr schlecht waren, wurde das syrische Regime für die Tat verantwortlich gemacht. Die Fotos sind im Krankenhaus entstanden. (Irak Today) |
Eine
irakische jüdische Familie kehrt nach 26 Jahren in Israel wieder in den
Irak zurück. Im Interwiev mit einem Reporter bekunden sie pflichtgemäß,
daß das Leben im "besetzten Palästina" schwer war und sie nun froh
sind, wieder in vertrauter Umgebung leben zu können.(Iraq Today) Was der Leser nicht erfährt ist, daß 1950 und 51 fast alle Juden mit einer israelischen Luftbrücke, nach vorangegangenen Progromen, außer Landes gebracht wurden. |
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"Das glückliche Gesicht einer kurdischen Frau", steht unter diesem Bild aus dem Magazin IRAQ TODAY, vom Februar 1977. Wir hatten in Kurdistan schönere Volkstrachten gesehen. |
"Women
beautifying" steht unter diesem Bild, dem Gemälde eines irakischen
Künstlers. Interessant, daß der Irak seinen Künstlern, was die
Stilrichtung betrifft, offenbar keine Vorschriften machte. Das Bild
kann man ja der expressionistischen Stilrichtung zuordnen. (Aus IRAK TODAY, Mai 1976, Hafedh Droubi) |
"Die
Revolutiom und der Tigris und Euphrat" - mit diesem Bild wird
politische Propaganda unterstützt und vom Stil her ist es naive
Malerei, aber auch sehr dicht am Kitsch, jedenfalls nach meiner Ansicht. (Aus IRAK TODAY, März 1977, Majed Al-Najjar) |
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Märchen aus 1001 Nacht in Bagdad Diese beiden Skulpturengruppen in Bagdad erinnern an die zur Weltliteratur zählende Märchensammlung. Obwohl der Ursprung der Märchen auf Persien, ja sogar auf Indien zurückgeht, verbinden wir heute Bagdad mit ihnen, da die Märchen in Europa aus Übersetzungen aus dem Arabischen stammen. Links sehen wir Scheherazade beim Erzählen, der Zuhörer ist hier Harun al Raschid, der Abbasiden-Kalif in Bagdad (763 - 809). Die rechte Skulptur, ein Brunnen an der Bagdader Karradah, stellt die Sklavin Morgiane (Mardschana) dar, wie sie im Märchen "Ali Baba und die vierzig Räuber" die versteckten Räuber mit heißem Öl übergießt. Die beiden Kunstwerke haben es verdient so genannt zu werden, sie sind wirklich gelungen! |
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Die
arabische Kunst der Kalligrafie (Schönschreibkunst) wird auch im Irak
des Jahres 1976 gepflegt - Kaligrafie und Verzierung auf Holz,
aus IRAQ TODAY, Juli 1976, AL-Naijjar |
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Arabisch-islamische Steinmetzkunst an der alten Mustansiriya (Schule) in Bagdad |
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Ein
Musikant mit einem alten arabischen Instrument, dem Rebab, auch Rribab
oder Rebeck. Es hat 1 - 3 Saiten, der Resonanzkörper ist
kastenförmig oder rund. Mit diesem Instrument wird dieser typische
klagende Ton der arabischen Musik erzeugt. |
Der Wasserträger, wir konnten noch einige Vertreter dieses aussterbenden Berufes im Suq sehen. Übrigens, eine sehr schöne, realistische Zeichnung! |
Der Messerschleifer, der mit seinem Schleifstein von Haus zu Haus zieht - ihn gibt es noch, auch bei uns. |
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Der
Kupferschmied, sein Hämmern gehört zum Kupfer-Suq in Bagdad
und übertön alle anderen Geräusche und Gespräche. |
Der
Circumcisor (Beschneider) dieses Ritual, von Moslems und Juden
praktiziert, ist mit Schmerzen, auch Komplikationen
für die kleinen Jungen verbunden. Die
Angehörigen anderer Religionen oder Völker bringen diesem Tun
wenig Verständnis entgegen, ebenso wie dem tierquälerischen
Schächten. |
Der Süßigkeitenverkäufer, davon gab es schon zu unserer Zeit in Bagdad nur noch sehr wenige Vertreter. (Die 6 Zeichnungen sind dem Begleitbuch für das Bagdad-Museum, 1975, entnommen) |
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Die Ausgabe einer Sondermarke zum Tag der Armee 1976 - hier durfte sich der Künstler surrealistischer Elemente bedienen. Freilich, die Kalaschnikow ist unverkennbar. |
Eine Sondermarke anläßlich des ersten Jahrestages der Verstaatlichung der Petroleum Company von.Basra. |
Eine Dienstmarke für Behördenpost, Wert 5 Fils |
Eine Spendenmarke zum Wohle der Familen der Märtyrer und der Freiheitskämpfer von Palästina (Aufschrift der Marke) Wert 5 Fils, Abbildung des Felsendoms von Jerusalem |
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Im
Januar 1976 besuchen wir ein Konzert mit dem Irakischen
Nationalen Symphonie Orchester. Wir hören Mozart, Haydn, Rossini und
Bartok. Abgebildet, die berühmte Harfe von Ur, über die noch zu berichten ist (siehe Unterseite Bagdad) |
Im Juni 1974 heiratet unser irakischer Partner, der Bauleiter der Ziegelei-Baustelle, Abdul Adhim al-Hamdani und wir sind zur Hochzeits-Party eingeladen. |
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An einem Nebegbäude, unmittelbar an der Goldenen Moschee in
Bagdad gibt es das "Fruchtbarkeitsfenster", wo der Kinderwunsch von
Frauen mit allerhöchstem Segen versehen wird. Exkremente sollen
dabei eine Rolle spielen. (3 Fotos obere Reihe: Siegfried Pilz) |
Im Innenhof der goldenen Grabmoschee im Bagdader Stadtteil Kadhimijah - während
man in den heiligen Städten Kerbela und Nedschef als Nichtmoslem
keine Chance hat, in den Innenhof der dortigen Moscheen zu gelangen,
ist es in Bagdad, mit etwas Glück, möglich. |
Manche
Familien kommen von weit her und übernachten auf dem
Fußboden des Innenhofs. Wer in die Moschee hinein will, muß
seine Schuhe abgeben. Wie gesehen, wurden diese dann in einen Nebenraum
geworfen. Ob jeder wieder zu seinen Schuhen kommt, haben wir nicht
ermitteln können. |
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Eines
der vielen Minarette, die in ihrer Bauweise alle ähnlich und
typisch für die einfachen Moscheen in Bagdad sind. Oft sind solche Moscheen mitten zwischen Geschäfts- oder Werkstattgebäuden angeordnet, oft ohne besondere repräsentative Elemente. |
Hier
ist schon der Zugang zu einer Moschee in gehobenem Standard
ausgeführt, wie man an dieser schönen Tür erkennt. Vor der Tür steht der kleine Torsten Pilz. (Foto Siegfried Pilz) |
Diese
Perlenketten sieht man oft in den Händen arabischer Männer.
Mir wurde versichert, daß da, entgegen verbreiteter Meinung,
keinerlei religiöse Bedeutung dahinter steht, sondern reiner Spieltrieb, so wie bei uns jemand beispielsweise mit einem Schlüsselbund spielt. (Foto: Pascal Deloche) |
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Bunnieh Moschee |
Märtyrer Moschee |
Kalifen Moschee |
Diese
3 Moscheen sind sehr repräsentativ und neueren Datums. Sie stehen
alle 3 in Bagdad. Hier ist zu erkennen, daß auch die Architektur
des Moscheenbaus mit der Zeit gegangen ist. |
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Kirche und Moschee in Sichtweite - man kann der Baath-Partei Diktatur im Irak vieles berechtigt vorwerfen, aber nicht mangelnde religiöse Toleranz. (Bagdad 1976). |
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In dem Dorf neben der Baustelle leben diese beiden Kinder mit Albinismus, auch Albinos genannt. Die Ursache ist ein Gendefekt der durch Vererbung übertragen wird. Es kann vermutet werden, daß durch die in islamischen Ländern häufige Verwandtenheirat (Cousin und Cousine) das Auftreten begünstigt. In einem so heißen Land, wie dem Irak, haben diese armen Geschöpfe natürlich besonders zu leiden, auch werden sie von den Mitmenschen, die dunkle Haar und Haut haben, als Exoten angestarrt. |
Hierin gleicht der Irak den USA, meist
alle Elektro-, Telefon- und sonstige Leitungen als Freileitungen
ausgeführt, während man bei uns bestrebt ist, möglichst
viel in die Erde zu legen. Solche Kabelgewirre sind auch oft die Ursache für Störungen in der Versorgung mit elektrischem Strom. Ob der Monteur hier noch den Überblick behalten kann? |
Das
Tragen schwerer Lasten auf dem Kopf, solche Bilder sind wir von zu
Hause nicht gewöhnt. Ist die Last hart, wie auf dem Bild, wird
meist ein ringförmiges Polster untergelegt, wie wir das auch auf
der Baustelle bei den als Mörtelträger beschäftigten
Kindern gesehen haben. (3 Fotos von Siegfried Pilz) |
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Ein muslimischer, irakischer Ehemann mit seinen zwei Frauen. Bis zu 4 Frauen ist erlaubt aber selten, zwei schon eher. Der Umhang des Mannes heißt auch Abbaja, dazu trägt dieser Jeschma mit Agal (auch Yashmagh oder Kufiya - nach der irak. Stadt Kufa und Iqal oder Ogal ) als Kopfbedeckung. Es sind Baumwolltuch und zur Halterung eine Kordel. Zur Arbeit wird nur das Tuch getragen. Es hilft gegen Kälte, Hitze und Staub. Da es von Jassir Arafat konsequent getragen wurde, ist bei uns auch die Bezeichnung "Palästinenser-Tuch" üblich und wird z. T. von den verschiedensten politischen Gruppierungen getragen, ohne einheitliche Aussage damit zu verbinden. Im Irak war für das Tuch die Färbung schwarz/weiß oder rot/weiß üblich, während in den Golfstaat und Saudi Arabien reines Weiß vorherrscht. Solche Figurengruppen, wie hier gezeigt, konnte man in Bagdad kaufen. Kleinere Gesichtstätowierungen bei Frauen waren häufig. |
Zu Hause, wenn keine mänlichen Besucher zu erwarten sind, hat die Irakerin ein Kleid an, wie unsere Frauen. Der Hidschab, verdeckt Haare und Hals und ist bei Besuch oder außer Haus das Minimum. Die Abbaja (Umhang) verdeckte den ganzen Körper, außer dem Gesicht. Gesichtsverschleierung, wie in Afghanistan, ist im Irak nicht üblich. Befremdlich für uns war die schwarze Farbe, die ja in dem heißen Land die Sonnenstrahlen regelrecht anzog. Die armen Frauen! Goldene Ringe um die Fußfesseln ist ein üblicher Schmuck. |
Eine Landarbeiterin
mit Hidschab vor einem Gerstenfeld. Die Gerste ist das meistangebaute
Getreide im Irak, da sie gegen den hohen Salzgehalt des Bodens
nicht so empfindlich ist. Die Frau trägt als Schmuck einen Nasenring was uns damals exotisch erschien, da es in Europa nur bei Bullen üblich war. Inzwischen gibt es ja im kultivierten Mitteleuropa auch Frauen und Männer, die das nachmachen und "Piercing" nennen. |
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Ein Iraker im Sonntagsstaat, was korrekt im "Freitagsstaat" heißen müßte, denn der arbeitsfreie Tag ist der Freitag. |
Plantagenbesitzer, bei denen wir Zitrusfrüchte eingekauft hatten. Die lockere Umhüllung der Beine durch den Kaftan ist im heißen Irak sehr zweckmäßig. (3 Fotos Siegfried Pilz) |
Ein Kontrast - Frau Pilz und Frau Köhler betrachten einen jungen Mann, traditionell gekleidet, in Samarra. |
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Der Esel hat im Orient eine lange Tradition als Haustier und auch heute noch muß er hart arbeiten, vor allem für Leute, die nicht über ein Auto verfügen. Uns haben die Tiere immer sehr leid getan, da sie durch Überlastung oder fehlerhaftes Zaumzeug oft gequält werden. Wir haben Esel gesehen, deren Zaumzeug war mit Draht so unsachgemäß geflickt, daß dem Tier die Nase bis auf´s Nasenbein aufgekratzt war. | ||
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Sieht er nicht traurig und schicksalergeben drein? | Pferdefuhrwerke waren zumeist einspännig, egal, wie schwer oder vollgeladen der Wagen war und das arme Tier ging nicht im Schritt, sondern mußte immer im Trab gehen. Oft hinkte das Pferd dann noch dazu - ein trauriger Anblick. Wenn das Ende gekommen war, wurde das Zaumzeug abgenommen und das Tier blieb am Straßenrand liegen. Bei der Hitze blähte der Leib auf und platzte sehr bald, das war die Einladung an die vielen herumstreunenden Hunde, die sich über den Kadaver hermachten. Wir mußten solche Anblicke mehrfach auf dem Weg zur Baustelle, ertragen. | |
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Über die Ziegen und Schafe, die in Ermangelung von Grünem in Straßen mit Gärten langgetrieben wurden, wo sie immer mal ein paar Blättchen ergattern konnten, schrieb ich schon an anderer Stelle. Hier ist eine Ziege mit "EH" (anstelle von "BH") zu sehen. Das Euter wurde in einen Beutel gesteckt, damit die junngen Ziegen nicht die ganze Milch wegtrinken. | Hunde
im Irak waren meist herrenlos, dieser kleine Mischling war uns im Haus
2 zugelaufen. Er wird sich gewundert haben, daß sich jemand um ihn
kümmert. Der Betreuer ist hier Torsten Pilz. |
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Ein Gecko (auch: Gekko), aufgenommen in unserer Wohnung, man kann ihn im Irak als Haustier bezeichnen. In vielen Wohnungen leben welche. Da sie Insekten vertilgen und niemanden stören werden sie allgemein geduldet, nur das Geschirr in Schränken muß "auf dem Kopf stehen", damit die Tiere nicht drinsitzen. Eine Besonderheit, durch feine Lamellen an den Füßen können Sie Adhäsionskräfte nutzen und an Decken und Wänden entlangspazieren. Diese Tierart gibt es schon seit 50 Millionene Jahren auf der Erde. | Eine Gottesanbeterin (Fangschrecke) von einem Schwarm, der sich auf unserem Ofen einfand. Die zu Fangarmen umgebildeten Vorderbeine gaben ihr den Namen. Sie gibt es auch in Deutschland, ist hier aber sehr selten und voll geschützt. | Der Skorpion, den wir am Rhazazah-See zahlreich antrafen. Aber auch in Bagdad konnte es passieren, daß plötzlich abends einer unter dem parkenden Auto hervorgelaufen kam. Am See waren es kleine schwarze Exemplare, in Bagdad waren sie größer und hellbraun. Sie können sehr schnell laufen. |
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Eine Spinne von der Größe eines kleinen Singvogels, sie befand sich im Arbeits-Schuh eines Kollegen. Wie uns irakische Kollegen versicherten, sei sie nicht giftig - häufig auch nicht. |
Katzen im Irak leben wie die Hunde auch, herrenlos. Der Schnappschuß gelang mir im Suq (Bazar) von Bagdad. | Wie gut haben es da Kühe bei uns, das Gestrüpp auf dem Bild sind Disteln, ungenießbar für Rinder. Sie drängen sich im sparsamen Schatten der Palmen. Der Qualm im Hintergrund stammt von den alten Ringofen-Ziegeleien, deren Methoden, mit Öl zu brennen, bei uns Umweltschützer und Energiesparer um den Verstand brächten. Die Aufnahme entstand 1974 in Flußnähe zum Djala, im Norden von Bagdad. |
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Wie
schon an anderer Stelle erwähnt, ist der Anblick eines Reiters im
Stadtbild von Bagdad nicht so häufig. Das Reiten nur mit
Sattelkissen, ohne Steigbügel entspricht arabischer Tradition. (Bild li u. re von Siegfried Pilz) |
Obwohl
im Irak kaum Tourismus verbreitet ist, halten auch hier schon
geschäftstüchtige Leute Tiere für die Erinnerungsfotos. Auf dem Bild, mein Spezialbau-Kollege, Rolf Ewertz, mit einem Dromedar in Ktesiphon. | Wenigstens muß dieser kleine Esel keinen großen fetten Mann schleppen. Dem kleinen Reiter geht es aber zu langsam und er traktiert das Tier mit einem Stock. Die arabische Peitsche bestand auch meist nur aus einem Stock mit einem Strick dran. |
Geldmünzen und Geschichte Zur Zeit des Osmanischen Reiches, zu dem das Gebiet des späteren Irak bis 1918 gehörte, war der österreichische Maria-Theresien-Thaler ein begehrtes und im ganzen Orient weitverbreitetes Zahlungsmittel. Hier ein solcher Thaler von 1780. ![]() ![]() |
Die
irakische Währung, der Iraki Dinar (ID) ist in 1000 Fils unterteilt,
wobei für ein 50 Fils Stück die Bezeichnung "Dürrhem" üblich ist. Die
Bezeichnung und Unterteilung ist seit 1931 bis heute gleich. Bis
1931 hatten die Britten den Irakern die indische Rupie verordnet. Bei
den Münzen habe ich, zur Anschaulichkeit immer die Vorder- und
Rückseite eines 10 und 50 Fils Stückes gewählt. Darüber hinaus, soweit
vorhanden auch interessante Stücke abweichenden Wertes. Die
aufgeprägten Jahreszahlen geben einmal das Jahr nach unserer
Zeitrechnung (Gregorianischer Kalender) an und als zweite Zahl das Jahr
nach Islamischer Zeitrechnung (Jahr 622 n. Chr., Auszug Mohammeds aus
Mekka nach Medina als Beginn der Zeitrechnung). |
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In
der Zeit als britisches Mandatsgebiet, 1921-31 war die indische Rupie
offizielles Zahlungsmittel im Irak. Die Rückseite ziert König Georg V.
von Großbritannien, der ja auch den Titel Kaiser von Indien führte. Prägejahr 1920 |
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Faisal
I., der erste König des Irak, von den Briten 1921 eingesetzt. Irak war
aber britsches Mandatsgebiet und erst kurz vor Erlangung der
Unabhängigkeit 1932, bekam der Irak 1931 eine eigen Währunmg. Bis 1931
war die indische Rupie Zahlungsmittel. Prägejahre 1931 und 1933 (1349 und 1352) |
Nach dem Tode von Faisal I. wurde sein Sohn als Ghazi I. 1933 König. Er kam 1939 bei einem Autounfall ums Leben. Prägejahr 1938 (1357) |
Faisal
II., Sohn von Ghazi I., war der Nachfolger, die Regentschaft übernahm
aber sein Onkel, Abdullah. Erst 1953, mit 18 Jahren, trat er die
Regentschaft an. Im Gefolge des Putsches von Oberst Kassem, 1958,
wurden König und Ministerpräsident gelyncht und ihre Leichname durch
die Straßen geschleift. Auch fast die gesamte Familie des Königs wurde
ermordet. Damit endete die Geschichte des Königreiches und Irak wird
Republik. Prägejahre 1953 und 1955 (1372 und 1375) |
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Die Münzen der Republik Irak, der König auf der Rückseite ist ersetzt durch ein neues Staatswappen. Prägejahre 1959 (1358 und 1359 - der Jahreswechsel der beiden Kalender stimmt nicht überein) |
Eine
Sondermünze mit dem Porträt von Abdel Karim Kassem (auch Quasim
geschrieben), es ist vermutlich die größte Münze des Irak, ihr
Durchmesser ist 4,5 cm. Prägejahr 1959 (1359) auf der Vorderseite ist noch die Jahreszahl 1958 angegeben - das Jahr des Umsturzes. |
Die
Münzen der Nach-Kassem Zeit, der Zeit der Herrschaft der Baath-Partei.
Die Dattelpalmen auf der Rückseite sind mal etwas anderes und machen
sich recht gut. Prägejahre 1971 und 1972 (1391 und 1392) |
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Auch
diese drei Münzen aus der Zeit der Herrschaft der Baath-Partei weisen
eine stattliche Größe auf, kommen aber mit einem Durchmesser von 3,9 cm
nicht an die Kassem-Münze heran. Sie sind zwar offizielles
Zahlungsmittel, zu je einem Dinar, werden aber als Sonderprägungen wohl
eher gesammelt, als ausgegeben. Die Rückseiten sind dem Ausgabeanlaß
entsprechend gestaltet, Soldaten - 50 Jahre irakische Armee, Öltanker-
Verstaatlichung der irakischen Ölindustrie abgeschlossen und die
Standardrückseite mit der sehr schönen Komposition von Dattelpalmen
wurde aus Anlaß des 25-jährigen Bestehens der Zentralbank des Irak
herausgegeben. Prägejahre 1971, 1972 und 1973 (1390 und 1392) Solche Münzen wurden nach 1990, als der Iraki Dinar stark an Wert eingebüßt hatte, massenweise nach Iran geschmuggelt und dort eingeschmolzen. |