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Irak heute


REISE NACH ERBIL (Arbil = engl. Schreibweise, Hewler = kurdisch)
IM APRIL 2012

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So stellt sich das autonome Kurdistan heute dar. Umstritten ist vor allem das Erdölgebiet um Kirkuk, das zu Saddams Zeiten "arabisiert" wurde. Die kurdische Bevölkerung wurde vertrieben und Araber wurden angesiedelt.
Danke an Anwar Mahmood für die Bereitstellung der Grafik.


Irakisch Kurdistan im April 2012


Nach den Sturz Saddam Husseins konnten die Kurden endlich die langersehnte Autonomie erreichen. Für dieses Ziel haben viel Kurden ihr Leben eingebüßt.
Freilich, die Kurden haben ihren größeren Traum vom eigenen Staat nie aufgegeben. Irakisch Kurdistan ist sozusagen ein Kristallisationspunkt, in dem Autonomie mit Insignien eines eigenen Staates praktiziert wird. Eine Hauptstadt (Erbil), eigene Fluglinie, eigene Fahne hat trotzdem nicht zur Anerkennung Kurdistans geführt. Es ist das alte Dilemma der Kurden - alle Nachbarn bekämpfen vehement die Bestrebungen für einen eigenen kurdischen Staat, da sie Gebietsvberluste hinnehmen müßten. Wer will es sich schon mit der Türkei, dem Iran, dem Irak, Syrien im Wesentlichen, verderben?

Barzan Aziz, ein in München lebender irakischer Kurde, war im April 2012 in Arbil, seine Eltern besuchen. Ihm verdanken wir die Fotos und den Bericht.


Bericht aus Erbil von Barzan Aziz
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Die Stadt Erbil und Kurdistan im allgemeinen haben sich in Richtung Aufbau unvergleichbar positiv entwickelt. Neue Gebäude, viele Einkaufszentren, viele Investitionsöglichkeiten. Das ist schön aber mir ist das zu oberflächlich, denn die Menschen, die Gesellschaft haben sich kaum weiter entwickelt. Die Leute haben erheblich mehr Kontaktfreiheit zum Ausland, das ist gut aber sie haben immer noch wenig Erfahrung.
Auslandstudium und Austauschprogramme (Master, Doktorand) sind möglich. Das Problem dabei ist, dass ich kaum von Industrieentwicklung gehört habe, es werden die Waren (auch was vorher im Inland produziert wurde) vom Ausland importiert. Das Kopieren bzw. Golfländer als Vorbild nehmen, halte ich für schlecht. Der Irak (inklusive Kurdistan) hat immer die Tendenz gehabt, sich selbst individuell wirtschaftlich, industriell und pädagogisch zu entwickeln. Jetzt herrscht die Aussage (wir machen kaum etwas selbst , alles kommt aus Ausland). So kann ich die positive Entwicklung der Nachbarländer erklären (z.B. Türkei Investition nur alleine in Kurdistan beträgt jährlich ca. 8 Mrd. $). Die meisten Inländer (in Kurdistan) wollen nicht jeden Job machen, wodurch traditionelle Tätigkeiten vor dem Aussterben stehen. Dafür gibt es zahlreiche asiatische (Hand-) Arbeitskräfte in dem Land.

Politisch herrscht scheinbare Ruhe allerdings die Lage unter den Politikern ist sehr schlecht und die Polarisation der Politiker sowie der Leute hat sich sehr negativ entwickelt. Thema Geld herrscht überall .

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Stadtplan gibt es nicht und Postkarten auch leider nicht. An das Thema Tourismus wird kaum gedacht. Auf den Straßen sieht man ab und zu Touristen aus Europa, die in der Altstadt spazieren.

Die Lage in Kurdistan ist mit dem restlichen Irak nicht vergleichbar. Sicherheit und Ruhe, wie hier, sollte auch im übrigen Irak wieder Einzug halten.

Barzan Aziz

Erläuterung der Fotos

Von oben nach unten

Bild 1 - 3  das Schloß (auch Zitadelle, Fort) von Erbil, von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt.
Bild 4   eine  im islamischen Stil neu errichtete Mauer, die den nicht so  attraktiven Suq optisch von der Hauptstraße trennt.
Bild 5  ein Verkaufsstand, der Heiligenbilder und dergleichen anbietet. Mit der Völkerverschiebung durch Saddam Hussein kamen auch viele Araber nach Kurdistan. Hier werden schiitische Heilige auf Bildern ageboten. Die Kurden selbst sind Sunniten.
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Bild 6  der Suq, vergleichbar mit Bagdad, auch dort ist die Abwasserrinne zu finden. Auf dem grünen Stoff stehen gute Wünsche zu Mohammeds Geburtstag, ähnlich, unserem "Frohe Weihnacht". Das Geburtsdatum des Propheten ist allerdings unbekannt.
Obwohl die Kurden auf eigene Kennzeichnung Wert legen - die rot-weiße Farbgebung der Taxen im Irak haben sie beibehalten.
(Aufnahmen 1 - 6 von Barzan Aziz)

Bild 7  (unten links) eine Totalansicht der Stadt Erbil mit dem Schloß und der Großen Moschee. Ein durchaus beeindruckendes Bild. Das Beeindruckenste für mich in Kurdistan waren aber an erster Stelle immer die Landschaft mit den Bergen.
(URL: http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AHawler_Castle.jpg) Foto: Jan Kurdistani

Bild 8 (ganz unten links) hier sind sie, die kurdischen Berge - eine Aufnahme von von der gebirgigen Umgebung  Erbils. Ist es nicht eine beeindruckende Landschaft? - Karl May hatte schon geschrieben: "Durch´s wilde Kurdistan".
(Foto: The PRIS´s World, 2008)
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Nachfolgend 3 Fotos von Chris Kutschera, französischer Journalist, Schriftstelle, Forscher und Spezialist
für den Nahen Osten und die Kurden -
die Bilder stammen ebenfalls vom April 2012.

erbil-zentrum2012 Das Foto trägt den Titel: An einem kühlen Nachmittag, im Shar-Park, im Zentrum von Erbil: Eine Familie und die Springbrunnen.
Es wurde am 15. April 2012 aufgenommen.

Interessant, daß die Kurden, die ja eine sehr farbenprächtige Volkstracht haben, auch  bei der moslemischen Verhüllung der Frauen das Bunte bevorzugen. In Bagdad und dem übrigen arabischen Irak sind die Frauen nur in schwarzer Abaja gekleidet und das auch bei der Hitze im Sommer.

Erbil macht auf diesem Foto einen sehr ordentlichen, modernen Eindruck.
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Originaltitel: Ein Essen in Gawila mit Effendi Hamid und Männern vom Stamm der Surtchi
Aufgenommen am 16. April 2012

Das Essen sieht nicht nur appetitlich aus, es schmeckt auch so, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Leider ist es orientalische Sitte, daß die Schöpferinnen dieses opulenten Mahles nicht mit teilnehmen (dürfen).

Nicht nur das Essen, auch der Raum strahlt Wohlhabenheit aus. Nach dem Essen sitz man auf Kissen, die im Hintergrund erkennbar sind. Die beiden Männer im Vordergrund tragen kurdische Tracht, der verdeckte Herr, rechts hinten scheint ein islamischer Geistlicher zu sein.
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Originaltitel: Studenten der Universität von Suleimaniya beim Seminar
Aufgenommen am 25 April 2012

Hier fällt erfreulicherweise auf, daß bei den Studentinnen von strenger moslemischer Kleidung bis lockerem westlichen Zuschnitt alles vertreten ist.
Piercing ist nicht zu sehen - das scheint es nur bei Naturvölkern und mitteleuropäischen Jugendlichen zu geben.




Herzlichen Dank an Chris Kutschera für die Überlassung der 3 Aufnahmen.






Saddam Hussein - ein Diktator im Rückblick
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Saddam Hussein, geboren am 28. April 1937 in El Audscha bei Tikrit, war seit Juli 1979 der unumschränkte Diktator Iraks. Formell war er Staatspräsident, Regierungschef und Generalsekkretär der irakischen Baath-Partei. Von seinen 5 Kindern, spielten die beiden Söhne Udai und Qusai eine unrühmliche Rolle durch ein Verhalten außerhalb jeglichen Anstands.
Saddam führte Kriege gegen den Iran, gegen Kuweit und gegen die eigene Bevölkerung, im Norden gegen aufständische Kurden, im Süden gegen die Schiiten.  Der zweite alliierte Golfkrieg, 2003, führte zum Sturz Saddam Husseins und nach einem Prozess, am 30. Dezember 2006, zum Tod durch den Strang. Er ist in seinem Heimatort beigesetzt.
In der realen Politik gibt es kein Schwarz-Weiß - diese Einteilung findet man nur in Medien. Das gilt auch für Saddams Herrschaft. So hat er versucht, den Irak zu modernisieren, auch zu säkularisieren. Religiöse Fanatiker wurden von ihm bekämpft. Die Enteignung der auslämdischen Erdölkonzerne und die Verstaatlichung der Erdölindustrie ist im Wesentlichen auf ihn zurückzuführen. Die Gleichberechtigung der Frau war erklärtes Ziel der Baath-Partei. Seine schwarzen Seiten sind die von Ihm begonnenen Kriege und der unglaubliche Personenkult. Offenbar ist das eine Schwäche, die an vielen Diktatoren dieser Welt zu finden sind. Seine Widersacher wurden zumeist liquidiert.
Die hier gezeigten Bilder sprechen für sich, es sind Fotos von Saddam, seinen Denkmälern und Gemälde von "Hofmalern". Das letzte Bild zeigt sein Grab.

(Quelle der Bilder: Irak Today, Spiegel, Focus,AP, Reuters, DPA, DDP)


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Saddam Hussein in einem deutschsprachigen irakischen
 Reiseführer von 1982, mitten im Krieg gegen den Iran

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Ursprünglich waren nur die drei grünen Sterne, ohne Schrift enthalten. 1991 hatte Saddam dann die religiöse Formel "Alahu Akbar" (Gott ist groß - auch: Gott ist größer) eingeführt. Die Formel blieb dann nach Saddams Sturz erhalten, aber die Schrift wurde mehrfach geändert und die Sterne entfielen. Die Kurden unterstreichen ihre Autonomie durch eine
eigene Flagge, ebenso die Turkomanen, von denen man vor dem Irakkrieg kaum etwas gehört hatte.




  Bagdad 13. Februar 1991 -

Dresden 13. Februar 1945


Bagdad, 13. Februar 1991

Aus dem Buch "Bagdad burning" dessen Verfasserin, eine junge Irakerin ist, die unter dem Pseudonym "Riverbend" geschrieben hat. Das Buch ist aus dem Englischen übersetzt und im Verlag Rowohlt Taschenbuch veröffentlicht.

Sie beschreibt die irrtümliche Zerstörung des Amiriyah-Bunkers in Bagdad durch die Amerikaner, am 13. Februar 1991, während des Eid-Festes. Die Amerikaner nahmen an, es sei ein Bunker, der militärischen Zwecken dient.

Die Bomben fielen um vier Uhr morgens, schnell und heftig. Die erste der selbststeuernden Raketen durchbohrte die Lüftungsanlage, den Schutzraum - in den sie ein gähnendes Loch riss - und erreichtedann den untersten "Keller" des Bunkers, wo sich dei Wassertanks und das Propangas zum Erwärmen von Wasser und Lebensmittel befanden. Die zweite Rakete kam gleich hinterher, um zu zerstören, was die erste womöglich verfehlt hatte. Die Türen des modernen Bunkers schlossen sofort automatisch. Über 400 Frauen und Kinder waren eingesperrt.
Der Schutzraum wurde zum Inferno. Explosionen und Feuer fraßen sich von der untersten Ebene bis zu den frauen und Kindern hinauf, und das kochende Wasser stieg hinterher. Wer nicht auf der Stelle verbrannt oder durch die Wucht der Explosion gestorben war, kam in siedend heißen Wasser oder in der temperatur von fast 500 Grad Celsius um.
Als wir am nächsten Morgen erwachten, lief der Horror schon in den Nachrichten. Wir sahen zu, wie die irakischen Rettungskräfte in den Bunker liefen, um weinend und schreiend wieder herauszukommen. Sieschleiften Leichen hinter sich her, so verbrannt, dass sie nicht mehr menschlich schienen. Wir sahen, wie die Leute aus dem Viertel - Männer, Frauen, Kinder - am Zaun hingen, der um das Gelände verlief, und vor Entsetzen schrien. Sie riefen einen Namen nach dem anderen - suchten in der grauenhaften Szenerie nach einem vertrauten Gesicht.
Die Leichen wurden nebeneinander abgelegt - alle hatten dieselbe Größe-, sie waren in der Hitze geschrumpft und bis zur Unkenntlichkeit verkohlt.

Offizielle Angaben: Mehr als 408 Tote durch zwei lasergesteuerte "Smart Bomben" der USAF.

Dresden, 13. Februar 1945


Hier drängt sich ein Vergleich förmlich auf. Nicht nur der 13. Februar stimmt überein. Die verkohlten Leichen sahen ähnlich aus, die Menschen wurden durch jeweils modernste Waffen getötet, die genau für dieses Ergebnis konstruiert waren. Der Unterschied, in Bagdad wurden die Frauen und Kinder irrtümlich getötet, in Dresden mit voller Absicht und eine wesentlich größere Zahl.
Unverständlich ist, daß Menschen, die die Bombardierung Dresdens ein Kriegsverbrechen nennen, heute diffamiert und ausgegrenzt werden.
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Tote aus dem Bunker von Bagdad-Amiriyah
(Quelle: http://www.awakeawareandpartofthesolution.com
)
dresden-tote
Tote vom alliierten Luftangriff auf Dresden
http://www.rechtes-regensburg.net