Maurerlehre in Zittau

zittau,no.55 Ich begann am 1. September 1952, mit zwei anderen Spitzkunnersdorfern, Horst Reichel und Joachim Franke eine Maurer-Lehre bei der Bau-Union Neugersdorf, später umbenannt erst in Bau-Union Bautzen, dann in Kreisbau Zittau. Heute, rückschauend, muß ich sagen, daß man sich bemühte, uns eine gute Ausbildung zu geben. Wir wurden zu Gruppen von 10 Lehrlingen (Lernaktiv) zusammengefaßt und jedes Lernaktiv hatte einen eigenen Lehrausbilder, ein erfahrener Maurer. Wir hatten als erste Baustelle einen Wohnblock in der Zittauer Sachsenstraße für die damals aufzustellende "Kasernierte Volkspolizei"maurerlehrling.wl.53 (=Vorläufer der Nationalen Volksarmee der DDR) zu errichten. Der Block wurde nur von Lehrlingen erbaut, die zwei weiteren Blöcke von Gesellen. Dadurch war es nicht möglich, daß die Lehrlinge nur zu Hilfsarbeiten für die Gesellen eingesetzt wurden. Wir haben von Anfang an mit gemauert. Es gab sogar Hilsarbeiter, die für die Lehrlinge den Materialtransport übernahmen (später nicht mehr). Das Essen für unsere Baustelle wurde in der Kaserne geholt, da konnten wir sehen, daß es dort schon schwere Waffen gab. Im Winter ging es auf den Lehrbauhof Neugersdorf, wo wir jeden Tag mit Lehmmörtel ein bestimmtes Mauerwerk (Ecke, Schornstein, Verzahnung, Bogen) mauerten. Dann wurden die Werke vom Lehrmeister (= Vorgesetzter der Lehrausbilder) begutachtet und  zensiert, anschließend wieder weggerissen.
Im Verlaufe meiner Lehrzeit war ich auf Baustellen in Zittau, Pethau, Niedercunnersdorf und Großschönau eingesetzt.  
edith.wolfgang.53 Berufsschule war anfangs in Zittau, später gab es eine Betriebsberufsschule in Neugersdorf, da war eine Woche Schule und  zwei Wochen praktische Arbeit auf Baustellen.
Wir fingen mit 70 Mark Monatslohn an, der sich dann auf 120 Mark am Ende des zweiten Lehrjahres erhöhte. Dazu gab es noch 3 Pfenig Werkzeuggeld pro Stunde, da die Bauhandwerker eigenes Handwerkzeug hatten.
Spitzkunnersdorf hatte keinen Bahnhof, so fuhr ich jeden Tag mit dem Fahrrad  die 5 km nach Niederoderwitz und mit dem Zug weiter nach Zittau. Gegen 6.00 Uhr, früh fuhr der Zug und kurz vor 18.00 Uhr war die Ankunft abends in Niederoderwitz. Sonnabend wurde auch gearbeitet, da waren wir gegen 14.00 Uhr wieder in Niederoderwitz. Die Züge waren damals noch gut besetzt, meist mußte man stehen. Generell wurden sie durch Dampfloks der Typen 38er, 75er und 89er gezogen.
Zu gleicher Zeit meiner Maurerlehre wagte Mutter, mit 38 Jahren, noch mal ein Lehrerstudium am Pädagogischen Institut Dresden. Die Großeltern betreuten in dieser Zeit ihre Enkel, Edith und Wolfgang.
Nach meiner zweijährigen Lehrzeit war dann im Sommer 1954 die Gesellenprüfung. Die Gesellenstücke waren Klinkerpfeiler für Garagentore in der Kaserne der Kasernierten Volkspolizei in Zittau. Der Gesellenbrief hieß inzwischen auch "Facharbeiterzeugnis".
Ich konnte alle Prüfungen mit  "gut" abschließen, Voraussetzung für die spätere Aufnahme an der Ingenieurschule.
Nur wenige Arbeiten haben wir während unserer Lehrzeit nicht gelernt, mangels Gelegenheit, dazu gehörte auch der Außenputz.

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Wir ziehen 1954 von Spitzkunnersdorf weg, hier noch eine Gesamtansicht des Ortes auf einer alten Ansichtskarte.