1964

Die erste Möglichkeit, 1964, als Individualtourist nach Polen zu reisen, nutzten wir gleich. In Danzig waren wir ja mit einer Reisegruppe schon 1960, aber eben nicht in Schlesien. Es klappte auch alles, daß wir uns einen Wartburg bei VEB Taxi Leipzig ausleihen konnten und mit diesem ins Ausland fahren durften. So machten wir, Christine, die beiden Mütter und ich uns für 3 Tage auf den Weg, Hotel war in Bad Kudowa gebucht. 18 Jahre nach der Vertreibung sahen wir unsere Heimat wieder. Der Begriff "Heimat" ist mit Einschränkungen zu versehen, denn es wohnte ein anderes Volk mit einer anderen Sprache in unseren Häusern. Das eigene Volk gehört aber zur uneingeschränkten Heimat dazu. 

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Meine Mutter  steht nach 18 Jahren wieder vor unserem Wohnhaus, dem Leuchtenberger Haus, Neuroder Straße 8. Im ersten Stock, rechts, sind meine
Schwester und ich geboren.
Im Hintergrund unsere evangelische (jetzt katholische) Kirche.
Die Falkenbaude, Gasthof mit Bauerngut, das meine Großeltern von 1928 bis 1935 gepachtet hatten. Hier haben sich meine Eltern kennen gelernt.
Die neuen Besitzer hatten es zu einer Jugendherberge umfunktioniert.  Die Tünche war etwas abgeblättert und der vertraute Name "Falkenbaude" trat wieder hervor.
Unserer schlesischen Landeshauptstadt wollten wir unbedingt einen Besuch abstatten.
Von der früheren und späteren Attraktivität war damals noch nichts vorhanden.
Breslau 1964